Mecklenburg-Vorpommerns Justizministerin Uta-Maria Kuder (CDU) startet auf der Justizministerkonferenz am 1./2. Juni in Nauen (Brandenburg) eine Initiative zur Änderung des Strafrechtlichen Rehabilitierungsgesetzes. „Kinder, die wegen der Inhaftierung der politisch verfolgten Eltern in ein Heim eingewiesen wurden, haben nicht automatisch Anspruch auf Rehabilitierung. Das entschied der Bundesgerichtshof. Nach geltendem Gesetz müssen Betroffene nachweisen, dass auch ihre Unterbringung im Heim aus Gründen der politischen Verfolgung erfolgte. Diese Gesetzeslücke gilt es nun zu schließen“, wird Justizministerin Kuder auf der Homepage der Regierung Mecklenburg-Vorpommerns zitiert.

„Die entstandene Rechtslage widerspricht auch dem Zweck des Strafrechtlichen Rehabilitierungsgesetzes, wonach staatliches Unrecht in der DDR wiedergutzumachen ist. Das staatliche Unrecht erfasste aber nicht nur die politisch verfolgten und inhaftierten Eltern, sondern auch die Kinder. Durch ihre Heimeinweisung wurden sie selbst Opfer einer Freiheitsentziehung. Oft wurden Kinder in Sippenhaft genommen, ohne dass dies in den Akten ausdrücklich dokumentiert worden wäre. Viele Akten sind auch vernichtet. Wenn die Eltern oder andere auskunftsfähige Menschen dann nicht mehr leben, sind die ehemaligen Heimkinder praktisch nicht in der Lage, den Beweis zu erbringen, den der BGH fordert“, so Ministerin Kuder.

„Ich werde auf der Justizministerkonferenz im Juni eine Initiative starten mit dem Ziel, dass das Strafrechtliche Rehabilitierungsgesetz ergänzt wird. Eine Rehabilitierung sollte auch dann ermöglicht werden, wenn die Heimunterbringung ausschließlich deshalb angeordnet wurde, weil Eltern politisch verfolgt und inhaftiert worden waren. Die Gesetzesänderung sollte auch den Betroffenen zugute kommen, deren Antrag auf Rehabilitierung wegen der Entscheidung des BGH zwischenzeitlich rechtskräftig abgelehnt worden ist“, sagte Justizministerin Kuder weiter.

Link zum Artikel bei „Focus online“

Zeitzeuge Günther Nossol über seine Zeit als Heimkind

Die Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG) e.V. veranstaltet einen Kongress am

Sonnabend, 15. November 2014 11.00 -18.00 Uhr
im Besucherzentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer, Bernauer Str. 119, 13355 Berlin um 11.00 Uhr
Tagungsgebühr: 10 Euro, ermäßigt 5 Euro Eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich.

Ein Licht der Hoffnung und des Anstands (J. Gauck)
Formen des Widerstandes und der Opposition: 20. Juli 1944 und Friedliche Revolution 1989

PROGRAMM:

11.00 Uhr Eröffnung des Kongresses durch Rainer Wagner, UOKG-Bundesvorsitzender

11.15 Uhr Dr. Axel Smend, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung 20. Juli 1944
„Der deutsche Widerstand gegen den Nationalsozialismus und seine Rezeption bis heute“
12.00-12.15 Uhr Diskussionsmöglichkeit

12.15 Uhr Horst Schüler, Journalist, ehemaliger politischer Häftling und Ehrenvors. der UOKG
„Die betrogene Generation – der frühe Widerstand in der SBZ/DDR“

13.00-13.15 Uhr Diskussionsmöglichkeit
13.15-13.45 Uhr Imbisspause

13.45 Uhr Dr. Ehrhart Neubert, Theologe
„Geschichte der DDR-Opposition 1949-1989- ein Überblick“

14.30 Uhr Prof. Dr. Manfred Wilke, Soziologe und Publizist
„Zur Doppelverfolgung von Heinz Brandt unter den Nationalsozialisten und in der SBZ/DDR“

15.15-15.30 Uhr Diskussionsmöglichkeit
15.30-15.45 Uhr Kaffeepause

15.45 Uhr Ulrike Poppe, Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur
„In der Wahrheit leben: Methoden und Inhalte oppositioneller Gruppen vor und während der Revolution“

16.15-16.30 Diskussionsmöglichkeit

16.30 Uhr Prof. Dr. Daniela Münkel, BStU, Historikerin
„Herbst 89 im Blick der Stasi – die geheimen MfS-Berichte an die SED-Führung“

17.15 Uhr Dr. Matthias Braun, BStU, Theaterwissenschaftler
„Von der Bühne auf die Straße – Künstler und die friedliche Revolution 1989“

Im Anschluss Abschlussdiskussion und Resümee


Die Veranstaltung wird unterstützt von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

 

 

4.11.2014: Die soziale und psychische Situation von Opfern

„Wer denkt an die Opfer heute? Die soziale und psychische Situation
von Opfern der kommunistischen Gewaltherrschaft 25 Jahre nach dem Mauerfall“

Datum: Dienstag, 4. November 2014, 18 Uhr

Ort:  Europasaal der Deutschen Gesellschaft e.V., Voßstraße 22, Berlin

Der DDR-Unrechtsstaat hat tiefe Wunden in das Leben vieler politisch verfolgter Menschen gerissen, die bis heute nicht verheilt sind. Viele ehemalige Opfer sind im Vergleich zu der Gesamtbevölkerung finanziell deutlich schlechter gestellt. Hinzu kommen psychische Beschwerden wie Depressionen und Angstzustände, aber auch physische Folgeschäden. Nicht selten führen diese Umstände dazu, dass der mühsame Weg der Rehabilitierung nicht allein bewältigt werden kann. Wie gehen Opfer mit dieser Situation um und welche Hilfestellung leisten professionelle Berater heute?

Einblicke in die Lebenslagen der Betroffenen gewähren uns:

Karl-Heinz Bomberg, Arzt, Psychoanalytiker und Liedermacher

Jens Planer-Friedrich, Mitarbeiter des Berliner Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen

Curt Stauss, Beauftragter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland für Seelsorge und Beratung von Opfern der SED-Kirchenpolitik

Gabriele Stötzer, Schriftstellerin und Künstlerin, ehem. politische Gefangene

Es moderiert Dr. Andreas H. Apelt, Bevollmächtigter des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft e.V.

Veranstalter: UOKG e.V. in Kooperation mit der Bundesstiftung Aufarbeitung, der Deutschen Gesellschaft e.V. und dem Kommunalpolitischen Bildungswerk Berlin e.V.

Der Erinnerungsort Jamlitz/Lieberose ist erneut geschändet worden. Diesmal wurde die Eingangstafel zur Freiluftausstellung durch Explosion zerstört. Bereits in der vergangenen Woche hatten Unbekannte zwei Erinnerungstafeln beschädigt.

Dieter Dombrowski, Bundesvorsitzender der UOKG, hatte sich bereits nach der letzten Schändung der Dokumentationsstätte „Die Lager Jamlitz“ vor wenigen Tagen mehr Unterstützung für Aufklärungsarbeit gewünscht: „Die Schändung von Friedhöfen und Gedenkstätten ist eine abscheuliche Straftat und muß mit aller Härte verfolgt und bestraft werden“.

Das KZ-Außenlager Lieberose in Jamlitz war von 1944 bis 1945 ein Ort der Shoah in Europa, in dem Tausende jüdische Häftlinge durch Zwangsarbeit und Massenerschießungen ermordet wurden. Auf demselben Gelände bestand das sowjetische Speziallager Nr. 6 Jamlitz von September 1945 bis April 1947. Nach sowjetischen Unterlagen durchliefen etwa 10.200 Gefangene der Besatzungsmacht dieses Lager, beinahe jeder Dritte fand dort den Tod.

Nach vorangegangenen Schändungen des benachbarten jüdischen Friedhofs Schenkendöbern in den Jahren 2014 und 2015 ist diese erneute Sachbeschädigung bereits die vierte Tat innerhalb von drei Jahren, die sich gegen die Darstellung und das Gedenken der Opfer von Jamlitz richtet. Zwischenzeitlich hat das Land Brandenburg seine Unterstützung für Freiluftausstellung, Aufklärungs- und Bildungsarbeit in Aussicht gestellt.

Link zum Artikel in der „Berliner Zeitung“

 Link zur Homepage des Erinnerungsorts Jamlitz/Lieberose

Das Projekt, die Zwangsarbeit in der DDR zu erforschen und in der Erinnerungslandschaft zu verankern, nimmt inzwischen Formen an. Nach IKEA hat nun auch die Deutsche Bahn AG mit einem Forschungsprojekt begonnen, das zu differenzierteren Erkenntnissen kommen soll, als sie mit dem UOKG-Projekt erreicht werden konnten. Bahnchef Grube hat dazu zeitnah eine Erklärung der Bahn angekündigt. Weitere Konzerne sind angeschrieben. Wir warten noch auf Antworten.

Wir reden über die menschenverachtende Verplanung der SED-Diktatur von Häftlingskontingenten für die gesamte DDR-Industrie. Von der Reichsbahn bis zur Stahlindustrie, von der Braunkohle bis zum Kupferbergbau, von der chemischen Industrie bis zum Maschinenbau, von der Textilindustrie bis zur Elektroindustrie – überall wurden Häftlinge zu den schmutzigsten, gefährlichsten und schlechtbezahltesten Arbeiten herangezogen, die selbst die abgehärteten DDR-Arbeitnehmer nicht mehr annehmen wollten. Körperliche Schäden, chronische Krankheiten und psychische Traumata gehören vielfach zu den langfristigen Folgen.
In diesem Licht sind die Entschädigungen und Renten für politische Gefangene neu zu bewerten. Nutznießer der Zwangsarbeit, ob es Betriebe im Osten oder Firmen im Westen waren, sind angesichts dieser massiven Verletzungen der Menschenrechte zur Entschädigung verpflichtet. Dort, wo Verantwortliche nicht mehr namhaft gemacht werden können, muss die Bundesregierung einspringen. Die UOKG hat nun drei Forderungen in das Zentrum gestellt: Aufarbeitung, Entschuldigung, Entschädigung.

Nun sollen die bisherigen historischen Erkenntnisse vertieft und verbreitert werden.
Dazu findet eine ganztägige Veranstaltung statt am

Sa., 20. September im Stasi-Museum in Berlin, Ruschestr. 103, Haus 1, 4 Et. Raum 418 (U Magdalenenstr.)
ab 10:30 Uhr bis 18:30 Uhr

Neben der historischen Aufarbeitung sollen die Gesprächsergebnisse mit der Deutschen Bahn und die psychosozialen Folgen der Zwangsarbeit zum Thema gemacht werden. Um 12 Uhr findet in diesem Rahmen ein Zeitzeugengespräch über die Arbeitsbedingungen im Zuchthaus Cottbus mit den politischen Häftlingen Dieter Dombrowski (MDL, angefr.), RA Roland Lange und Wolfgang Arndt statt.

Die rechtlichen Aspekte und ein politisch-pragmatischer Lösungsansatz für die Entschädigungsforderungen der betroffenen Häftlinge stehen im Mittelpunkt eines weiteren wissenschaftlichen Symposiums:

Es wird von RA Professor Dr. Johannes Weberling am Nachmittag des Do. 25. September in der Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder veranstaltet. Das Programm finden sie unten. Wir hoffen, auf diesem Wege Lösungen zu finden, die in Politik und Wirtschaft als realisierbar beurteilt werden und von den politischen Häftlingen, die wir vertreten, akzeptiert werden können.

Beide Programme finden Sie aktuell auf

www.ddr-zwangsarbeit.info/aufarbeitung_gesamt.htm

Die Teilnahme ist kostenlos. Eine Anmeldung ist zur Planung notwendig an zwangsarbeit@christian-sachse.de

Wir freuen uns, wenn Sie diese Einladung an Betroffene, historisch Interessierte, Politiker und Vertreter der Wirtschaft weitergeben.
Dr. Christian Sachse, Projektbeauftragter der uokg

Margot Honecker, die Witwe des Ex-Staatshefs der ehemaligen DDR, Erich Honecker, ist am Freitag 89-jährig in der chilenischen Hauptstadt Santiago de Chile an den Folgen eines Krebsleidens verstorben. Dort lebte sie seit Anfang der 1990er Jahre im selbst gewählten Exil – ausgestattet mit einer deutschen Rente. Dieter Dombrowski, Bundesvorsitzender der UOKG: „Margot Honecker gehörte zu den SED Genossen, die bis zum letzten Tag keinerlei Kritik an ihrem eigenen Handeln zu gelassen haben. Die Zeit und die Entwicklung haben sie überholt und das ist gut so.“

Von 1963 bis zum Herbst 1989 war Margot Honecker Ministerin für Volksbildung in der DDR. Sie galt als kommunistische Hardlinerin und war in den Augen vieler die eigentliche Machthaberin in der ehemaligen DDR. ist. Honecker wirkte maßgeblich am „Gesetz über das einheitliche sozialistische Bildungssystem“ vom 25. Februar 1965 mit. 1978 boxte sie gegen die Kirchen, viele Eltern und Bürgerrechtler den umstrittenen Wehrkundeunterricht an den Schulen durch. Die laut Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse „meistgehasste Frau der ehemaligen DDR“ wurde wegen ihrer extravaganten, blauen Haartönung im Volksmund gerne als „Blaue Eminenz“ oder „lila Drache“ bezeichnet.

Honecker ließ sich am 2. November 1989 vom Ministerrat von ihrer Funktion als Ministerin entbinden und trat in der Folge auch aus der SED aus. Dennoch hielt sie auch nach der Wiedervereinigung eisern an ihren sozialistischen Überzeugungen fest. Der Arbeiter- und Bauern-Staat sei ihrer Meinung nach das bessere System gewesen. In einem Dokumentarfilm zum Sturz Erich Honeckers meinte sie zu den erschossenen DDR-Flüchtlingen, es sei deren eigene Dummheit gewesen, über die Mauer zu klettern. Des Weiteren leugnete sie den Schießbefehl und bezeichnete traumatisierte Opfer der Jugendwerhöfe als „bezahlte Banditen“. Auch die Stasi war in ihren Augen „legitim“.

Nach dem Mauerfall ermittelte die Staatsanwaltschaft gegen Margot Honecker wegen ihrer Verantwortung für Zwangsadoptionen von Kindern, deren Eltern wegen Republikflucht oder Spionage verhaftet worden waren. Ein entsprechender Prozess wurde 1994 aber eingestellt. Weitere Strafanträge gegen Margot Honecker wegen der unmenschlichen Zustände in Jugendwerkhöfen der Ex-DDR scheiterten, weil Honecker für die bundesdeutsche Justiz nicht mehr greifbar war. Statt dessen aber erstritt Honecker in einem Aufsehen erregenden Prozess mehrere Tauend Euro an Rentennachzahlungen vor deutschen Gerichten – sehr zum Unmut ihrer politischen Gegner und Opfer.

Die Ex-DDR-Ministerin für Volksbildung starb im Beisein ihrer Tochter Sonja und einer Krankenschwester. Sie wurde bereits am Samstag auf dem Friedhof Parque del Recuerdo in Santiago beerdigt. Zahllose Opfer ihrer Politik hatten bis zuletzt vergeblich eine Bestrafung Honeckers durch die bundesdeutsche Justiz gefordert.

Menschenrechte leben – Leiden erinnern!

Die Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft e.V. setzt sich seit Jahren dafür ein, dass mit einem zentralen Mahnmal in Berlin an alle Opfer der SBZ/DDR-Diktatur würdig erinnert wird. Diese Fragen sollen auf dem Podium zur Diskussion gestellt werden.

ZEIT: Dienstag, den 9. September, 18 Uhr
ORT: Deutsche Gesellschaft e.V., Voßstraße 22, 10117 Berlin (S+U Potsdamer Platz)

BEGRÜßUNG:
Dr. Andreas H. Apelt, Deutsche Gesellschaft e.V.

EINLEITUNG:
Anna Michels-Boger, Projektkoordinatorin der Initiative Mahnmal der UOKG e.V.

ES DISKUTIEREN:
Prof. Dr. Eckhard Jesse, Professur für Politische Systeme und Institutionen an der Technischen Universität Chemnitz

Dr. Jörg Kürschner, Journalist und 1. Vorsitzender des Fördervereins der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen

Sergej Lochthofen, Publizist, langjähriger Chefredakteur der Thüringer Allgemeinen Zeitung

Prof. Dr. Manfred Wilke, Soziologe und Publizist, Projektleiter beim Institut für Zeitgeschichte München (angefragt)

MODERATION:
Robert Ide, Leiter der Berlin/Brandenburg-Redaktion vom Tagesspiegel Berlin

VERANSTALTER:
Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG e.V.) in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft e.V., gefördert durch die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien

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