Europäischer Gedenktag am 23. August 2024 zum Gedenken an die Opfer von Stalinismus und Nationalsozialismus in Potsdam

Der Verein Gedenk- und Begegnungsstätte ehemaliges KGB-Gefängnis Potsdam lädt gemeinsam mit dem Brandenburgischen Literaturbüro ganz herzlich zum Begehen des „Europäischen Tags des Gedenkens an die Opfer von Stalinismus und Nationalsozialismus“ am 23. August 2024 ein.

Die Veranstaltung beginnt mit einem Gedenken um 18.00 Uhr im Freien – Treffpunkt ist die  Quandt-Villa, Große Weinmeisterstraße 46/47, 14469 Potsdam –  und wird mit einem Vortrag in der Quandt-Villa um 18.30 Uhr fortgeführt. Danach laden wir Sie herzlich zu Getränken und Gebäck ein.

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Marianne Birthler wird ein Grußwort an die Gäste richten.

Den Vortrag wird der polnische Philologe und Historiker Dr. Marek Mutor halten.
Sein Vortrag lautet „Das Gedenken an die Opfer totalitärer Regime im europäischen öffentlichen Raum“. Dr. Mutor ist Präsident der „Plattform des europäischen Gedächtnisses und Gewissens“.

In der Potsdamer Leistikowstraße schräg gegenüber der Villa-Quandt steht ein Haus des Terrors: die von 1945 bis 1991 betriebene U-Haftanstalt der sowjetischen Geheimpolizei. Am Haus haben ehemalige politische Häftlinge eine Gedenktafel angebracht mit dem Spruch aus Alexander Solschenizyns Werk „Und sollt´ es auch kommen zum Sterben / In düsterer Haft und im Schacht / Es wird in den lebenden Erben / Die Sache von Neuem entfacht“.
Ganz in diesem Sinne sieht auch die am 14. Oktober 2011 in Prag gegründete „Plattform des europäischen Gedächtnisses und Gewissens“ ihre Aufgaben. Sie ist ein vom Europäischen Parlament und vom Rat der Europäischen Union getragenes Vorhaben.
Die Plattform möchte das Bewusstsein und die Kenntnis für die im 20. Jahrhundert in Europa von totalitären Regimen begangenen Verbrechen stärken und einen zentralen europaweiten Gedenkort für die Opfer des Totalitarismus in Brüssel errichten. Der Gedenkstätten-Verein und das Literaturbüro möchten mit dieser Gedenkveranstaltung dazu beitragen, dass auf europäischer Ebene an das Leid aller politisch Verfolgten erinnert wird. Eine Gleichsetzung der Terrorregime ist damit nicht verbunden und ebenso wenig eine Würdigung der Täter. Es ist ein Tag, der  Menschen zum Einstehen von Freiheit und Demokratie ermutigen und Menschen, die politische Gewalt erfahren haben, vereinen kann. Dieser Europäische Gedenktag mahnt uns immer wieder, für Demokratie, Freiheit und gegen jegliche Gewaltherrschaft in ganz Europa zu kämpfen.

Vorstand:  Bettina Paulsen  1. Vorsitzende,  Bernhard Kaltenbach  2. Vorsitzender,  Elisabeth Jansen Schatzmeisterin,  Kerstin Walther Schriftführerin, Gisela Rüdiger,  Dr. Richard Buchner, Grit Poppe,  MBS Potsdam  DE55 1605 0000 3517 0050 01  

 

 

Der Verein „Riebeckstraße 63 e. V.“ sowie die „Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau“ laden herzlich zum Erzählcafé ein. Die Veranstaltung richtet sich an Betroffene, die während der DDR-Zeit in Venerologischen Stationen untergebracht waren, sowie an deren Angehörige.

Wo:
in den Räumen der ev.-luth. Erlöserkirchgemeinde Leipzig-Thonberg
(Dauthestr. 1A, 04317 Leipzig) auf dem historischen Gelände der Riebeckstraße 63

Wann:
16.5.2024, 16:30 – 18:30

In dieser Ausgabe möchten die Veranstalter die persönliche Aufarbeitung von betroffenen Frauen in den Mittelpunkt stellen. Was hat geholfen über das Erlebte zu sprechen und wer konnte dabei unterstützen? Dabei sollen auch überwundene und bestehende Hindernisse in diesem Prozess thematisiert werden.

Über die Veranstalter:
Der Initiativkreis Riebeckstraße 63 gründete sich 2019 am historischen Ort der ehemaligen städtischen Arbeitsanstalt. Die Riebeckstraße 63 war ein Kristallisationsort sozialer Ausgrenzung über die politischen Systeme des 19. und 20. Jahrhunderts hinweg. Seit ihrer Gründung stand sie für eine repressive kommunale Fürsorgepolitik, die gesellschaftlichen Phänomenen wie Armut, Arbeitslosigkeit und psychischen Erkrankungen mit Ausgrenzung, Disziplinierung und Arbeitszwang begegnete. Der Initiativkreis setzt sich für die Gestaltung eines lebendigen Erinnerungsortes ein. Zentral ist die Forderung nach einem Gedenken und Lernen am authentischen Ort.

Die Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau ist bundesweit die einzige Gedenkstätte, die eine Auseinandersetzung mit den repressiven Machtstrukturen innerhalb des Bildungs- und Erziehungsapparats der DDR am historischen Ort ermöglicht. Sie ist heute ein Ort des historisch-politischen Lernens, der auf die Notwendigkeit gesellschaftlicher Grundwerte wie Menschenwürde, Freiheit und die Bedeutung demokratischer Umgangsformen verweist.

Für Rückfragen stehen wir unter verein@riebeckstrasse63.de und j.weiss@jugendwerkhof-torgau.de (Juliane Weiß, Gedenkstätte GJWH Torgau) zur Verfügung.

 

22. April 2024 im Senatssaal der Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, 10117 Berlin

Die UOKG e. V. initiierte Ende 2022 eine von der Beauftragten für Kultur und Medien finanzierte Vorstudie mit dem Titel „Zwangsarbeit politischer Häftlinge in Strafvollzugseinrichtungen der DDR“. Die Durchführung der Forschungen realisierte die Humboldt-Universität zu Berlin, unter der Leitung von Professor Jörg Baberowski. Es freut uns, dass diese wie geplant abgeschlossen werden konnte und die beteiligten Wissenschaftler Samuel Kunze und Dr. Markus Mirschel am 22. April 2024 die Ergebnisse ihrer Forschungen vorstellen werden.

Die Vorstudie umfasst zwei Teilprojekte. Im ersten Teilprojekt sollten die Möglichkeiten der Rekonstruktion von vollständigen Lieferketten für DDR-Exportprodukte eruiert werden, die mit Haftzwangsarbeit hergestellt wurden. Im zweiten Teilprojekt wurden die gesundheitlichen Folgeschäden für politische Häftlinge aufgrund pathogener Arbeitsbedingungen in den Blick genommen. Durch eine intensive Aufklärung der Arbeitsbedingungen u. a. im Hinblick auf verwendete Gefahrenstoffe, soll für die Betroffenen eine Verbesserung bei der Anerkennung gesundheitlicher Folgeschäden von Haftzwangsarbeit erreicht werden.

Weiterhin stellt die Sensibilisierung einer breiten Bevölkerung für die zum Teil unter unmenschlichen Arbeitsbedingungen hergestellten Produkte offenbar eine rein zivilgesellschaftliche Aufgabe dar. Wirtschaft und Politik haben lange Zeit die Augen vor diesem Unrecht verschlossen. Aktuell ist die wirksamere Einflussnahme auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen bei deutschen Importen Gegenstand politischer Kontoversen.

Wir laden Sie recht herzlich zur Präsentation der Forschungsergebnisse im Senatssaal der Humboldt-Universität zu Berlin ein und würden uns freuen, Sie bei der Veranstaltung begrüßen zu dürfen.

Programmablauf:

18:00 Uhr Begrüßung & Grußworte

Prof. Dr. Jörg Baberowski, Humboldt-Universität zu Berlin, Lehrstuhl für die Geschichte Osteuropas

Evelyn Zupke, SED-Opferbeauftragte beim Deutschen Bundestag

Dr. Thomas Lindner, Ministerialrat bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien

Dieter Dombrowski, Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft e.V.  

18:30 Uhr Vorträge & Fragerunde

Dr. Markus Mirschel – Lieferketten

Samuel Kunze – Gesundheitsschäden

ca. 19:30 Uhr Empfang & Austausch

Um Anmeldung wird gebeten! Bitte eine kurze Mitteilung an: s.czech@uokg.de             

Foto: Schuhproduktion im „Roten Ochsen“, StVE Halle/Saale I um 1983
Quelle: MfS-BV-Hle-AG-XXII-Sach-Nr-1-Seite-0029-Bild-0002

 

Solidarität von drüben – bürgerschaftliches Engagement für die DDR-Opposition.

UOKG-Kongress am Freitag, dem 19. April 2024, 11-18 Uhr 
In der Vertretung des Freistaates Sachsen beim Bund
Brüderstraße 11/12, 10178 Berlin

Über die gesamte Geschichte der SBZ/DDR hinweg gab es spontane oder auch „von unten“ organisierte Solidarität von Bundesbürgern mit Menschen im Osten. Dies reichte von den berühmten Weihnachtspaketen innerhalb der Verwandtschaft bis hin zu Drucktechnik für illegale Zeitschriften des Samisdat. Die geübte Solidarität von Bundesbürgern aus dem Westen mit politisch widerständigen Gruppen sollte im 30. Jahr der Wiedervereinigung zum Thema eines Kongresses werden. Dann kam Corona dazwischen… Wir holen den Kongress mit Prominenten und weniger Bekannten nach. Es ist zugleich ein selten ausgesprochenes „Dankeschön!“, moderiert von Isabel Fannrich, Journalistin beim Deutschlandfunk.

Aus dem Programm

  • Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (Karl Hafen, Petra und Dieter Dombrowski),
  • die Berliner Umweltbibliothek und ihre Unterstützer (Tom Sello, Brigitte Gehrke, Andreas Will),
  • die Kontakte zu westlichen Journalisten (Ralf Hirsch),
  • Radio „Glasnost – außer Kontrolle“ (Rebecca Hernandez Garcia/Frank Holzkamp),
  • die Fluchthilfe über die innerdeutsche Grenze (Dr. Burkhart Veigel).

Der Kongress ist zugleich ein Dank an die westlichen Unterstützer, die damals weitgehend unbekannt bleiben mussten und bis heute in ihrer Wirksamkeit unterschätzt werden.

Zum Flyer mit ausführlichen Informationen: Download hier klicken

Wir danken der  Sächsischen Vertretung beim Bund für die freundliche Einladung und der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur für die finanzielle Förderung.
Die Veranstaltung ist kostenlos. 

Bitte melden Sie sich an, damit wir Imbiss und Stühle planen können.

Anmeldung 1

Einfach eine Mail schicken an: soli.von.drueben@uokg.de
Mindestens: Name, Vorname und etwa den Satz „Hiermit melde ich mich zum UOKG-Kongress ‚Solidarität von drüben‘ an.“

Anmeldung 2

Sollten Sie nicht über diese Möglichkeiten verfügen, nehmen wir gerne Ihre telefonische Anmeldung entgegen (bitte nur in Ausnahmefällen) unter:
Dr. Christian Sachse: 0178 1974 9 08
Sandra Czech: 030 57 79 92 01

Mit einem freundlichen Gruß

im Namen des Vorbereitungsteams

Sandra Czech und Dr. Christian Sachse

Rückfragen und Bemerkungen an: soli.von.drueben@uokg.de (siehe auch unter Kontakte/Geschäftsstelle)

Bild oben: „Das Leben der anderen“ als Realität. Diese Olympia Carina 1 der Olympia Werke AG Wilhelmshaven, laut Typenschild „Made in Japan“, fand ihren Weg aus dem Westen in die DDR. Möglicherweise wurden die Typen von Strafgefangenen in Gräfentonna justiert. Das ist jedoch nicht belegt. Es fehlen noch die begehrten farbigen Matrizen für das „Ormig-Verfahren“. Papier wurde meist innerhalb der DDR „besorgt“.

Das Trauma der politischen Verfolgung und Inhaftierung in der ehemaligen DDR-Diktatur hinterlässt nicht nur bei den betroffenen Eltern Spuren. Es wirkt sich ebenso auf deren Kinder und Kindeskinder aus.

Am 10. November 2023 veranstaltete der Freiheit e. V. eine Podiumsdiskussion zum transgenerationalen Umgang von Posttraumata innerhalb der Familie. Dazu gaben die Familien Bause und Wolf einen Einblick in ihre ganz persönlichen Erfahrungen. Sie berichteten über die Fragen, die sich wohl alle Eltern stellen würden: Wann, wie und vor allem was sage ich zu meinem Kind? Bei beiden Familien sind die Kinder nach 1989 geboren worden und haben die Verfolgung als solches nicht unmittelbar miterlebt. Trotzdem sind die traumatischen Erlebnisse der jeweiligen Eltern immer wieder Thema im innerfamiliären Austausch und prägten die Kinder. So studierte Herr Wolf jun. Geschichte und führt heute interessierte Besucher durch die Gedenkstätte Andreasstraße, der ehemaligen Untersuchungshaftanstalt der Stasi. Familie Bauses Töchter studierten Pädagogik und Psychologie. Auch hier lässt sich vermuten, dass die eigenen Erlebnisse mit den Eltern, diese Wahl beförderten.

Als Einstieg, in dieses interessante und längst nicht ausreichend erforschte Thema, hielt die SED-Opferbeauftragte Evelyn Zupke, die tagtäglich mit Betroffenen in Kontakt kommt, ein sehr einfühlsames Grußwort. Wissenschaftlich fundiert berichtete Dr. Nicole Immler über ihre Forschung zum institutionellen, gesellschaftlichen und familiären Dialog bezüglich der Traumata. Dabei verwies sie auf die immense Bedeutung der Anerkennung des Leids, die auf gesetzlicher (strafrechtliche Rehabilitierung) und auf sozialer (Dialog) Ebene stattfinden muss. Fachkundig moderiert wurde die Podiumsdiskussion vom Thüringer Landesbeauftragten Dr. Peter Wurschi. Und trotz oder gerade wegen des schwierigen Themas danken wir insbesondere Gert Krambehr für seine musikalischen Einlagen, die in uns die Schwere und die Leichtigkeit des Lebens in Erinnerung rief.

Bei herbstlichem Sonnenschein trafen sich die Verbände, Vereine und Initiativen der UOKG e.V. am 4. und 5. November 2023 wieder im Haus 1 auf dem Campus für Demokratie, um sich über die Ereignisse der letzten sechs Monate auszutauschen und zukünftige Vorstellungen, Aufgaben, Vorgehensweisen zu besprechen und wie alle zwei Jahre die Vorstandswahlen abzuhalten.

Nach langjährigem Engagement, auch in schwierigen Zeiten, haben Ernst-Otto Schönemann und Roland Lange entschieden, aus dem Vorstand auszuscheiden. Beide wurden einstimmig als Ehrenvorsitzende gewählt. Dieter Dombrowski, der seit Jahren sehr rege für die UOKG tätig ist, wurde erwartungsgemäß als Vorstandsvorsitzender wiedergewählt. Ebenso wiedergewählt wurden Carla Ottmann als stellvertretende Vorsitzende und Inge Bennewitz, Konstanze Helber und Sybille Krägel als Beisitzerinnen. Aber es gibt auch zwei neue Mitglieder im Vorstand. Christoph Fichtmüller (Vorsitzender der Initiativgruppe Internierungslager Ketschendorf / Speziallager Nr. 5 e.V.) wurde als zweiter stellvertretender Vorsitzender und Felix Holtschke (stellv. Vorsitzender Vereinigung der Opfer des Stalinismus) als vierter Beisitzer in den Vorstand gewählt. Wir gratulieren allen zur Wahl und wünschen eine gute Zusammenarbeit in den nächsten zwei Jahren.

Fotos: Lucas Hütter/UOKG