Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur hat im Rahmen des internationalen Ausstauschprogrammes „Memory Work“ an Dr. Ivanov ein Stipedium bewilligt. Die UOKG e.V. untersützt Herrn Ivanov als Partnerorganisation. Das Projekt „Die letzte Adresse“ wurde 2013 von dem Moskauer Journalisten Sergej Parchomenko auf Grundlage eines Mottos ins Leben gerufen, dass stark an die Bewegung „Stolpersteine“ „ein Name, ein Leben, ein Zeichen“ erinnert. Das Ziel der „letzten Adresse“ besteht jedoch darin, an diejenigen die den sowjetischen Sicherheitsdiensten im Zeitraum von 1918 bis 1990 zum Opfer fielen, zu erinnern. Durch eine Tafel wird auf die letzte Lebensphase von Menschen aufmerksam gemacht, die als Verfolgte des Sowjetregimes in Folge erdachter Anklagen verhaftet wurden und zu Tode kamen. An dem letzten Wohnort wird eine 11 mal 19 Zentimeter große Tafel an die Hauswand angebracht. Neben Vorname, Familiennamen, Geburtsdatum, Datum der Verhaftung und Sterbedatum kann man dort den Beruf und das Datum der Rehabilitation der Person, die durch die Verfolgung sowjetischer Behörden zu Tode kam, erfahren. An der Stelle eines Fotos, ist eine Leerstelle ausgeschnitten. Das Projekt existiert in 6 Ländern: Russland, Ukraine, Georgien, Moldawien, Tschechische Republik und Deutschland. Der deutsche Zweig des Projekts entstand im Jahr 2018 auch auf Initiative von Herrn Ivanov, der zuvor mehrere Jahre als Kurator des St. Petersburger Zweigs der „letzten Adresse“ tätig war. Die erste Gedenktafel in Berlin wurde am 8. Juli 2022 in der Mengerzeile 8 im Ortsteil Alt-Treptow eingeweiht und erinnert an den 1951 hingerichteten Fritz Storch.

An die Opfer des sowjetischen Speziallagers im vorherigen KZ Sachsenhausen ist am Wochenende mit mehreren Veranstaltungen erinnert worden. An einer Gedenkfeier mit anschließender Kranzniederlegung nahm unter anderem die SED-Opferbeauftragte beim Deutschen Bundestag, Evelyn Zupke und der Bundesvorsitzende der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft Dieter Dombrowski, teil.

Zum Jahrestag des Hitler-Stalin-Paktes erinnern wir an die Opfer von Stalinismus und Nationalsozialismus. Das Europäische Parlament hat den Jahrestag des Hitler-Stalin-Paktes 2009 zum Europäischen Tag des Gedenkens an die Opfer von Stalinismus und Nationalsozialismus erklärt. An diesem Tag im Jahr 1939 – kurz vor Ausbruch des 2. Weltkrieges – unterzeichneten das Dritte Reich und die Sowjetunion ein Abkommen, das als Hitler-Stalin-Pakt in die Geschichte einging. Es markierte für Millionen von Menschen den Beginn einer Tragödie. Auch in diesem Jahr organisiert das Europäische Netzwerk Erinnerung und Solidarität (ENRS) unter dem Motto „23. August. Gedenke“ eine internationale Aufklärungskampagne, deren Ziel es ist, den europäischen Bürgern von heute die Bedeutung der Ereignisse von damals näherzubringen. In den drei baltischen Staaten ist der 23. August nicht nur mit der Erinnerung an die jahrzehntelange Diktatur verknüpft, sondern auch mit deren Ende: Zum 50. Jahrestag des Nichtangriffspaktes bildeten die Menschen eine rund 600 Kilometer lange Menschenkette durch Lettland, Litauen und Estland. Der „Baltische Weg“ war ein wichtiges Signal auf dem Weg zu Freiheit und nationaler Selbstbestimmung. Die diesjährige Kampagne wird von dem Krieg in der Ukraine überschattet, einer Tragödie die Hunderttausende von Menschen betrifft, denen durch den russischen Aggressor Leid zugefügt wird, die ermordet, gefangen genommen, beraubt und in die Flucht getrieben werden.

„Europäischer Tag des Gedenkens an die Opfer von Stalinismus und Nationalsozialismus“

Der Verein Gedenk- und Begegnungsstätte ehemaliges KGB-Gefängnis lädt alle Interessierten zu einer Gedenkveranstaltung anlässlich des „Europäischen Gedenktages für die Opfer von Stalinismus und Nationalsozialismus“ am 23. August 2022 um 18.00 Uhr in die Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam ein.

Bodo Platt, 1948 Politischer Häftling in der Leistikowstraße und heute Sprecher der Zeitzeugeninitiative „Ehemaliges KGB-Gefängnis“, wird an die ehemaligen Häftlinge erinnern.

Nikita Sokolow, ein in Russland bekannter Historiker, Publizist und Journalist, der wegen der dort herrschenden politischen Zustände z.Z. in Deutschland weilt und Stipendiat der Universität Bielefeld ist, wird über „Russlands staatliche Geschichtspolitik und seine Historiker. Ein Leben im Gegenstrom der Zeit“ berichten. Er war Vize-Direktor für Forschung im Moskau-Museum und in der Präsidialstiftung von Boris Jelzin, Vorsitzender des Verbandes unabhängiger Historiker in Russland sowie bei MEMORIAL aktiv.

Gianni Jiosuè Wiede wird auf seiner Violine die Veranstaltung musikalisch umrahmen.

Im Anschluss daran findet ein Gedenken auf dem Hof des ehemaligen KGB-Gefängnisses in der Leistikowstraße 1 in Potsdam statt.

Dieser Gedenktag mahnt uns immer wieder, für Demokratie, Freiheit und gegen jegliche Gewaltherrschaft in ganz Europa zu kämpfen.

Der Überfall Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 ist eine Zäsur in Europa.

Er bestätigt und bestärkt unseren Verein darin, uns weiterhin für die Wahrnehmung des Europäischen Gedenktages an die Opfer von Stalinismus und Nationalsozialismus einzusetzen. Der am 04.09.2009 vom Europäischen Parlament angenommene Gedenktag erinnert an den sogenannten Hitler-Stalin-Pakt, der den Weg zum Überfall Deutschlands am 01.09.1939 und der Sowjetunion am 17.09.1939 auf Polen ebnete.

Heute führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Nach einer friedlichen Periode in Russland setzt der Kreml unter Putins Führung  die kolonialen und hegemonialen Bestrebungen der damaligen Sowjetunion in grausamer Weise mit Gewalt fort.

Der russische Staat schreibt inzwischen vor, wie die Aufarbeitung der stalinistischen Verbrechen zu erfolgen hat und drängt die bislang zahlreichen zivilgesellschaftlichen Gruppierungen zurück oder verbietet sie sogar. Der alte Mythos, dass die Sowjetunion nur von Feinden umzingelt und deshalb die Repressionen in der Sowjetunion und die dauerhafte Besetzung des sogenannten Ostblocks eher verständlich und nötig gewesen wären, der wird heute wieder bemüht und fällt bei vielen Russen auf fruchtbaren Boden.

Das diesjährige Gedenken für die Opfer des Baus der Berliner Schandmauer ist insbesondere dem Gedenken an den jungen Peter Fechter gewidmet, der am 17. August 1962 unter den Augen der Weltöffentlichkeit von den SED-Grenztruppen erschossen wurde und verblutete. Es ist nun allerhöchste Zeit, so Dombrowski, Peter Fechter auch stellvertretend für die vielen anderen Opfer des Terrors der SED gegen die eigene Bevölkerung einen öffentlichen und ständigen Gedenkort zu geben. Die UOKG hat vor einigen Wochen einen Antrag an die Bezirksämter von Berlin Mitte und Friedrichshain- Kreuzberg und an die entsprechenden Bezirksverordnetenversammlungen (BVV) gerichtet, die Zimmerstraße in Berlin Mitte in Peter Fechter Straße umzubenennen. Die Bezirksämter und BVVs haben unverzüglich reagiert und Gespräche zu diesem Thema angeboten

Am Freitag, den 8. Juli 2022 wurde für Fritz Storch (*1899, Stettin/Pommern † 1951, Moskau) an seiner letzten Wohnanschrift in der Mengerzeile 8 in Berlin-Treptow eine Gedenktafel angebracht. Fritz Storch wurde am 27. Januar 1951 durch das MfS verhaftet, und nach Ablehnung des Gnadengesuchs  wurde er am 4. Juli 1951 in Moskau erschossen und anschließend anonym auf dem Donskoje-Friedhof verscharrt. Er war verheiratet und hatte zwei Töchter. Die Angehörigen schwebten Jahrzehnte in großer Angst und konnten  nichts über das Schicksal von Fritz Storch in Erfahrung bringen. Dank der Initiative des Bezirksbürgermeister Oliver Igel konnte mit Hilfe von Nikolai Ivanov und Mario Bandi (Stiftung „Letzte Adresse“) und Anke Giesen (Memorial Deutschland) die Gedenktafel „Letzte Adresse“ für Fritz Storch nun 71 Jahre nach seinem spurlosen Verschwinden und seiner Hinrichtung angebracht werden. Die Gedenktafel für Fritz Storch ist die erste in Berlin und die vierte in Deutschland. Neben den Verwandten von Fritz Storch waren etwa 50 Interessierte auf der Gedenkveranstaltung anwesend. Neben Tom Sello (BAB) und Oliver Igel (Bezirksbürgermeister von Treptow) sprach Dieter Dombrowski (Bundesvorsitzender der UOKG e.V.) ein Grußwort.