69 Jahre ist es her, als nur sowjetische Panzer der SED-Diktatur das Überleben sicher konnten. Am 17. Juni 1953 versammelten sich in fast allen Städten der DDR hundert-tausende Demonstranten. Die Forderungen waren vielfältig, sowohl wirtschaftlicher wie auch politischer Natur, vor allem war es aber die Forderung nach Demokratie, die das Volk begehrte. Nach Ansicht der SED-Oberen in Person von dem Ministerpräsidenten Otto Grotewohl sei der Aufstand jedoch „das Werk von Provokateuren und faschistischen Agenten ausländischer Mächte und ihrer Helfershelfer aus deutschen kapitalistischen Monopolen“ gewesen.

Der Volksaufstand am 17. Juni 1953 forderte mehrere dutzend Leben und zog mehr als 10.000 Verhaftungen nach sich. Es wurden mehrere Todesstrafen verhängt und vollstreckt.

Wie jedes Jahr fanden in Berlin Gedenkveranstaltungen an die Opfer des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 statt.

Dieter Dombrowski, Bundesvorsitzender der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG):

„Der 17. Juni steht wie kaum ein anderes Datum für Demokratie. Der Tag ist bis heute ein Zeichen für den Wunsch nach demokratischer Selbstbestimmung. Unsere Gedanken sind bei allen Opfern und den Hinterbliebenen.“

Für die Mitarbeit in unserer Geschäftsstelle in Berlin suchen wir zum nächstmöglichen Zeitpunkt (spätestens zum 1. August 2022) eine/n

Bildungsreferent*in (d/m/w)

Arbeitszeit: Teilzeit (30 Stunden); unbefristet

Ihre Aufgaben:

  • Der Fokus der Tätigkeit liegt auf der historisch-politischen Bildungsarbeit
  • Entwicklung von Bildungsangeboten des Verbandes sowie der inhaltlichen Vorbereitung und Betreuung von Veranstaltungen und Ausstellungen
  • Unterstützung von Bildungsangeboten unserer Mitgliedsverbände
  • Erstellen von Lehrangeboten zum Thema SED-Diktatur für Schulen, Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen
  • Vorbereitung einer neuen UOKG-Wanderausstellung
  • die Betreuung unserer Webseite und Erstellung unseres Newsletters

Ihr Profil:

  • Studium bzw. Ausbildung im Bereich Medien-, Politik- oder Kommunikationswissenschaften
  • Professionelle Erfahrungen im Umgang mit und der Steuerung von Social-Media -Aktivitäten
  • Interesse an den Themenbereichen des Verbandes
  • Hohes Maß an Organisationsgeschick, Selbständigkeit, Eigeninitiative, Leistungsbereitschaft und Teamfähigkeit
  • Sicheres Auftreten und Kommunikationsstärke
  • Ausgezeichnete redaktionelle und sprachliche Fähigkeiten bei der Vermittlung von Bildungsinhalten

Wir bieten:

  • einen spannenden Arbeitsplatz und abwechslungsreiche Aufgaben
  • ein kleines, engagiertes Team mit flachen Hierarchien
  • einen Arbeitsplatz in einer pulsierenden Stadt mit hoher Lebensqualität sowie vielfältige Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf wie flexible Arbeitszeiten (Homeoffice)
  • eine Vergütung in Anlehnung an TVöD (E 10 mit entsprechender Erfahrungsstufe)

Bewerbungsfrist: 15. Juli 2022; per E-Mail an info@uokg.de

Ansprechpartnerin für Rückfragen: Antje Zumdick zumdick@uokg.de

Vor 70 Jahren, am 26. Mai 1952, wurde die Grenze zwischen Ost- und Westdeutschland gezogen, ein fünf Kilometer breiter Grenzstreifen entstand. Aktion „Ungeziefer“ hieß die erste Räumungsaktion im Sperrgebiet, eine zweite folgte im Jahr 1961. Ernst Otto Schönemann, Mitglied im Vorstand der UOKG e.V., berichtete in der Märkischen Allgemeine und auf einer Gedenkveranstaltung in Lenzen über seine traumatischen Erlebnisse.

Heute wurden die Info-Tafeln am Campus für Demokratie feierlich eröffnet. Zum Informations- und Leitsystem gehören 21 digitale und analoge Tafeln im Innenhof der ehemaligen Stasi-Zentrale, im umliegenden Straßenraum sowie am benachbarten Roedeliusplatz. Die Tafeln bieten Informationen zur Geschichte, zur heutigen Nutzung der Gebäude und geben Orientierung auf dem großen Gelände. Das Projekt ist eine Kooperation des Stasi-Unterlagen-Archivs im Bundesarchiv (BArch), des Berliner Beauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (BAB) und des Bezirks Berlin-Lichtenberg. Die Erarbeitung der Texte wurde durch zivilgesellschaftliche Vereine unterstützt. Das System wird ergänzt durch einen Online-Rundgang, der über QR-Codes vor Ort abrufbar ist.

Magdeburg, den 30.04. 2022

Dieter Dombrowski, Bundesvorsitzender der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG):

„Bis heute verweigert die Politik den Zwangsausgesiedelten die Wiederherstellung ihrer Würde. Wir appellieren ausdrücklich an die Bundesregierung, endlich das exzeptionelle Vertreibungsunrecht mit einer adäquaten Entschädigung zu würdigen. Das eigentliche an den Zwangsausgesiedelten begangene Unrecht, die Vertreibung, ist mit einer zeitlich begrenzten Haft zu vergleichen. Es ist bis heute nicht durch eine pauschale Entschädigungssumme in Form einer Einmalzahlung gewürdigt worden und dadurch immer noch nahezu völlig unbekannt geblieben.“

Birgit Neumann-Becker, Beauftragte des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur:

„Mit der Abriegelung der innerdeutschen Grenze am 26. Mai 1952 errichtete das SED-Regime den ‚Eisernen Vorhang‘ durch Deutschland, der auch ganz Europa für die kommenden Jahrzehnteteilte. Unmittelbare Opfer dieses brutalen Akts waren Tausende zum Teil willkürlich ausgewählte Menschen in der Sperrzone. Sie verloren binnen Stunden, was Generationen zuvor geschaffen hatten, dazu alle Bindungen an Heimat und Verwandte. Es ist unbedingt wichtig, dieses staatliche Unrecht öffentlich anzuerkennen und den Betroffenen die nötige Wertschätzung und Anerkennung zukommen zu lassen. Dazu gehört auch die öffentliche Erinnerung am Grünen Band an die Zwangsaussiedlungen.“

Die Zwangsaussiedlungen an der innerdeutschen Grenze, die Ende Mai 1952 im Rahmen der „Aktion Ungeziefer“ begannen, war Thema einer zweitägigen Tagung in Magdeburg, die die UOKG in Kooperation mit der Beauftragten des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur veranstaltete. Am ersten Tag standen die Opfer im Mittelpunkt. Zeitzeugen, die zum Zeitpunkt der Zwangsaussiedlungen vor 70 Jahren noch Kinder waren, berichteten von ihren traumatischen Erlebnissen. Im Anschluss diskutierten Betroffenenvertreter unter anderem mit der Bundesopferbeauftragten Evelyn Zupke und der Bundestagsabgeordneten Katrin Budde Probleme und Perspektiven der Wiedergutmachung. Der zweite Tag widmete sich der historischen Aufarbeitung. Mit dem Rostocker Zeithistoriker Prof. Stefan Creuzberger führte Sandra Czech (Historikerin bei der UOKG) ein Podiumsgespräch zu den politischen Rahmenbedingungen der Grenzabriegelungen. Mehrere Fachvorträge vertieften Einzelaspekte der Zwangsaussiedlungen. Der Psychotherapeut und Arzt Dr. Karl-Heinz Bomberg behandelte das schwierige Problem der Traumabewältigung bei den Opfern. Den Abschluss bildeten Beiträge zu den Perspektiven der Gedenk- und Erinnerungskultur zu den Zwangsaussiedlungen am Nationalen Naturmonument „Grünes Band“.

Historischer Hintergrund:

Per Erlass ließ DDR-Ministerpräsident Otto Grotewohl am 26. Mai 1952 die Demarkationslinie an der innerdeutschen Grenze hermetisch abriegeln. Noch am gleichen Tag erließ der Chef der Volkspolizei Karl Maron Verordnung 38/52. Diese zählte eine Vielzahl von Personengruppen auf, die auch unter Anwendung von Zwang aus dem Grenzgebiet ausgesiedelt werden sollten. SED-Funktionäre bezeichneten intern diese Maßnahme als „Aktion Ungeziefer“. Innerhalb eines Monats wurden nach offiziellen Angaben 8.379 Menschen mit LKW und Bahn aus dem Sperrgebiet in das Innere der DDR transportiert. Etwa 2.000 weitere Menschen entzogen sich der Zwangsaussiedlung durch Flucht in den Westen. Gegen die staatliche Maßnahme der Zwangsaussiedlung gab es keine rechtlichen Widerspruchsmöglichkeiten. Dieser gewaltsame Entzug der Heimat stellte einen eklatanten Verstoß gegen die Menschenrechte dar. In der Regel konnten die Betroffenen erst nach der Wiedervereinigung ihre ursprünglichen Wohnorte wieder besuchen.

Gestern hat uns leider die traurige Nachricht erreicht, dass Manfred Wilke am  22. April 2022 im Alter von 80 Jahren verstorben ist. Wilke war als Soziologe und Zeithistoriker einer der Köpfe der deutschen Kommunismusforschung.

Einen Großteil seines wissenschaftlichen Tuns widmete er der Geschichte der deutschen Teilung und der Aufarbeitung des SED-Unrechts. Schon sehr früh hat er sich in seiner wissenschaftlichen Arbeit mit dem Kommunismus auseinandergesetzt. Doch beschäftigte er sich nicht nur als Forscher mit der Geschichte des Realsozialismus, sondern auch als aktiver Unterstützer osteuropäischer Dissidenten. Durch seine persönlichen Kontakte zu ostdeutschen und mittelosteuropäischen Oppositionellen, darunter Jan Pauer, Robert Havemann, Jürgen Fuchs und Wolf Biermann, verstärkte sich sein politisches Engagement für Dissidenten in der DDR, in der Tschechoslowakei und in Polen. Vor dem Hintergrund der Biermann-Ausbürgerung 1976 und der Verhaftung des DDR-Schriftstellers Jürgen Fuchs gründete Wilke gemeinsam mit Hannes Schwenger, Otto Schily u.a. das „Schutzkomitee Freiheit und Sozialismus“, das sich für die Verhafteten und deren Freilassung einsetzte. Das Komitee war die erste linke Organisation im gewerkschaftlichen Milieu. Sein Engagement für Jürgen Fuchs, Wolf Biermann und Robert Havemann war für die Opposition im Osten wichtig, weil nun im Westen darüber gesprochen wurde und er jenen Dissidenten, die die DDR mundtot machen wollte, eine Stimme gab. Viele der Ausgereisten und Ausgebürgerten suchten zunächst Schutz bei der Familie Wilke, nachdem sie die DDR verlassen hatten. So schien es folgerichtig, dass die CDU, deren Mitglied er 1998 wurde, Wilke in Gremien entsandte, die sich um die Aufarbeitung der SED-Diktatur kümmern sollte. 1992 war er Mitbegründer des „Forschungsverbundes SED-Staat“ an der Freien Universität Berlin und von 1996 bis 2006 dessen Leiter. Parallel dazu gehörte Manfred Wilke beiden Enquete-Kommissionen des Deutschen Bundestages zur Aufarbeitung des SED-Unrechts an und hat dort Meilensteine gesetzt. Sein grenzenloses Engagement gegen jede Form antidemokratischen Denkens setzte er neben Podiumsdiskussionen auch in zahlreichen Gremien von Institutionen der DDR-Aufarbeitung fort, u.a. in der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, der Gedenkstätte Hohenschönhausen, der Gedenkstätte Bautzen, der Stiftung Berliner Mauer und im Beirat des Beauftragten für die Stasi-Unterlagen.     

Wir bedanken uns bei Manfred Wilke und werden ihn vermissen.

Dieter Dombrowski, Bundesvorsitzender der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft