30 Jul Virtuelle Rekonstruktion von Stasi-Dokumenten in Gefahr!
Die virtuelle Rekonstruktion zerrissener und geschredderter Stasi-Akten steht einem Zeitungsbericht zufolge vor dem Aus. Was das bedeuten würde, zeigt ein Blick zurück:
Im Herbst 1989 hatten Mitarbeiter des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in großer Eile versucht, so viele Akten wie möglich zu vernichten, um die Spuren ihrer Spitzeltätigkeit und die Namen ihrer Mitarbeiter unkenntlich zu machen. Fast 16.000 Säcke mit zerrissenen Akten waren die Folge.
Dem Fraunhofer-Institut war es aber mit der Entwicklung einer neuen Software gelungen, Millionen von Papierschnitzeln elektronisch wieder zusammen zu setzen, für diese außergewöhnliche Erfindung erhielt es im Jahr 2013 sogar einen Preis.
Papierschnitzel aus 12 Säcken wurden mit dieser neuen Software bereits rekonstruiert. Nun droht die weitere Rekonstruierung an finanziellen Bedenken zu scheitern.
Der Vorsitzende der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft e.V. (UOKG), Rainer Wagner, erklärt dazu:
„Die Berichte über ein Aus für die weitere Rekonstruktion der Stasi-Akten haben mich fassungslos gemacht. Die Stasi-Akten sind außer den Zeitzeugen, die immer weniger werden und auch nicht alle über ihre Vergangenheit sprechen wollen, das wichtigste Mittel für die Aufarbeitung des Unrechts des DDR-Regimes. Mit den Akten kann nicht nur festgestellt werden, wer von wem bespitzelt worden ist. Sie sind auch ein ganz wichtiges Mittel für die Rehabilitierung von Menschen aus der ehemaligen DDR, nur mit ihnen können diese häufig berechtigte Ansprüche geltend machen. Neue Erkenntnisse aus virtuell zusammengesetzten Akten können bei Wiederholungsanfragen von Betroffenen, die alle zwei Jahre möglich sind, zu neuen und richtigen Einschätzungen führen.
Ich appelliere deshalb an die Mitglieder der zuständigen Expertenkommission, den einmal begonnenen richtigen Weg weiterzugehen. Vorhandene Informationen über das DDR-Unrecht nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen, würde in Deutschland kaum einer verstehen, schon gar nicht in dem Jahr, in dem wir uns zum 25. Mal darüber freuen, dass am 9. November 1989 die Mauer gefallen ist.“