Vom 06. – 08.Oktober 2023 fand in den Franckeschen Stiftungen zu Halle der zweite Bundesfrauenkongress statt. Unter dem Motto „Verronnene Zeit – Aufklärung, Aufarbeitung, Netzwerke“ trafen sich Frauen aus der gesamten Bundesrepublik, um sich auszutauschen über ihre politische Verfolgung oder Haft in der DDR. Am ersten Kongressabend diskutierte Konstanze Helber, Vorsitzende des Forums für politisch verfolgte und inhaftierte Frauen der SBZ/SED-Diktatur, mit den Bundestagsabgeordneten Heike Brehmer (CDU), Linda Teuteberg (FDP) und der SED-Opferbeauftragten Evelyn Zupke. Der Kongresssamstag war prall gefüllt mit Vorträgen (Niklas Poppe über den „Roten Ochsen“ und Stefanie Falkenberg zu Hohenleuben), zwei Zeitzeuginnen-Podien (Kerstin Seifert, Irmgard Sinner, Anne Hahn, Brunhild Köhler und Birgit Neumann-Becker) und den Ergebnissen von Psychologinnen zu Traumafolgestörungen (Tolou Maslahati), Zersetzung (Anne Maltusch) und Resilienz (Heide Glaesmer). Von den 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmern haben 21 an der Fotodokumentation „Staatssicherheitsinhaftierung“ von André Wagenzik teilgenommen, die weiterhin für Interessierte offensteht. Mit einer Andacht (Pfarrerinnen Birgit Neumann-Becker und Gabriele Zander) sowie einer Kranzniederlegung in der Gedenkstätte Roter Ochse endete die Veranstaltung am Sonntag.

Rund 400 Gäste waren zum 75. Jahrestag nach Fünfeichen bei Neubrandenburg gekommen, darunter auch der Alt-Bundespräsident Joachim Gauck. Dieser erinnerte in seiner Gedenkrede an den grausamen Umgang der Wehrmacht mit Gefangenen der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg und die willkürliche Inhaftierung Deutscher nach 1945. Das Schicksal beider Gruppen habe lange „im Erinnerungsschatten“ in beiden Teilen Deutschlands gelegen.

Dort waren von 1939 bis 1945 rund 120.000 Kriegsgefangene der Wehrmacht aus elf Ländern eingesperrt und mussten Zwangsarbeit leisten. Von 1945 bis 1948 waren dort rund 15.000 Deutsche vom Sowjetgeheimdienst NKWD inhaftiert. Erst 1948 – vor 75 Jahren – wurden die Lager endgültig geschlossen und gerieten in Vergessenheit.

Die AG Fünfeichen wurde nach 1990 gegründet, da deutsche Häftlinge in der DDR-Zeit über ihre Haft nicht reden durften. Neben Ex-Mitgliedern von NS-Organisationen aus MV waren in Fünfeichen nach 1945 auch viele Jugendliche ohne Gerichtsverfahren eingesperrt. Ein Drittel dieser Gefangenen überlebte die Zeit in Fünfeichen oder ihre Deportation nach Sibirien nicht. Viele dieser Häftlinge sind laut AG Fünfeichen und deren Vorsitzenden Dr. Rita Lüdtke inzwischen rehabilitiert worden.

Foto: @UOKG (AG Fünfeichen Dr. Rita Lüdtke)

Mit einer Gedenkstunde auf dem Waldfriedhof haben am 9. September 2023 das Brandenburgische Kulturministerium und die Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft an die Opfer des sowjetischen Speziallagers Nr. 6 in Jamlitz erinnert. „Wir erinnern an das unermessliche Leid der Häftlinge und gedenken den Opfern, die die Lagerhaft in Jamlitz nicht überlebt haben“, so der Bundesvorsitzende Dieter Dombrowski anlässlich der Gedenkstunde. Jamlitz ist ein Ort mit erschütternder zweifacher Geschichte, die lange nicht thematisiert wurde.

In Jamlitz hatte die SS im November 1943 das Außenlager Lieberose des KZ-Sachsenhausen mit direkter Anbindung an das Vernichtungslager Auschwitz errichten lassen. Bis 1945 mussten dort rund 10.000 Menschen, vorwiegend Juden aus den besetzten europäischen Ländern, Zwangsarbeit leisten. Ab September 1945 nutze die Rote Armee Jamlitz als Speziallager Nr. 6 zur Inhaftierung von deutschen, polnischen und sowjetischen Staatsbürgern. Unter den etwa 10.300 Häftlingen bis April 1947 waren auch viele Funktionäre der Nationalsozialisten, rund 3400 Inhaftierte starben an Hunger und Krankheiten.

Der Mitteldeutsche Rundfunk sucht DDR-Zeitzeuginnen zu den im Volksmund „Tripperburgen“ genannten venerologischen Stationen. Für ein großes Reportageprojekt sucht der Sender Zeitzeuginnen, die aus ihren Erfahrungen erzählen können. Melden Sie sich gern für ein Kennenlerngespräch unter next-recherche@mdr.de oder unter der 03413006723. Das Thema wird von einem Team aus MDR-Journalistinnen betreut. Das Anliegen des Senders ist es, mit dem Reportageprojekt das Kapitel der venerologischen Stationen in der DDR aufzuarbeiten und für dieses Thema zu sensibilisieren.

Am Freitag, den 18. August 2023 wurde auf Einladung von Memorial Deutschland die Gedenktafel „Letzte Adresse“ in Erinnerung an den Arzt und Mikrobiologen Wolfgang Waterstraat an seiner letzten Wohnadresse in der Karl-Marx-Straße 196, Berlin-Neukölln angebracht. Sie ist in Berlin die zweite und bundesweit die siebte Gedenktafel „Letzte Adresse“. Waterstraats Tochter war mit ihrer Familie aus Frankfurt/Main angereist. Auch der Bundesvorsitzende Dieter Dombrowski war der Einladung von Memorial Deutschland gefolgt.

Waterstraat wurde am 28. August 1951 am S-Bahnhof Ostkreuz verhaftet und am 17. Januar 1952 von einem Sowjetischen Militärtribunal zum Tode verurteilt. Am 2. April 1952 wurde er in Moskau erschossen. Die Rehabilitation von Wolfgang Waterstraat durch die russische Militärstaatsanwaltschaft erfolgte am 4. August 1993.

Der Otto-Konzern soll DDR-Kameras vertrieben haben, die zum Teil durch Zwangsarbeit in Gefängnissen gefertigt worden sind. Dies geht aus einem Bericht der SED-Opferbeauftragten hervor. MDR Investigativ ist der Spur der Fotoapparate gefolgt.

Mehr zu diesem und anderen Themen sehen sie am Dienstag (4.7.2023) um 21:45 Uhr bei FAKT im Ersten.

https://www.tagesschau.de/investigativ/mdr/ddr-zwangsarbeit-kameras-100.html