Ilse Junkermann, Bischöfin der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands, hat Anfang der Woche die Opfer der SED-Diktatur aufgefordert, sich mit ihren „einstigen Stasi-Verfolgern zu versöhnen“.

Dazu erklärt Rainer Wagner, Bundesvorsitzender des Dachverbandes der Opferverbände der kommunistischen Gewaltherrschaft, in dem sich 33 Opferverbände und Aufarbeitungsinitiativen organisieren:

„Als Opfer der kommunistischen Diktatur unterscheiden wir uns grundsätzlich von denen, die in uns die Staatsfeinde sahen. Wir kennen weder Klassenhass noch Sippenhaft. Echte Reue aber ist nicht daran ersichtlich, dass man sich am „Weihnachtsgottesdienst ganz vorn in die erste Reihe der Kirche setzt“.
Aber ohne tätige Reue gibt es keinen Grund, mit denen, die in uns den Klassenfeind sahen und heute in uns Querulanten zu erkennen meinen, irgendeine Gemeinsamkeit zu suchen. Solange es das Hauptanliegen der SED- und Stasi-Täter ist, ihre in der Diktatur erschlichen Privilegien im vereinten Deutschland zu sichern, können wir kaum von echter Reue reden.

Sicher könnte die Kirche zur Versöhnung helfen. Allerdings hat auch die Kirche noch Schularbeiten zu machen. So muss sie endlich ihr bis heute nicht geklärtes Verhältnis zu bestimmten Aspekten der ’Kirche im Sozialismus’ klären.

Auch ist eine echte Rehabilitierung von Pfarrer Oskar Brüsewitz, der seinerzeit auch durch das Unverständnis kirchlicher Vorgesetzter in seinen problematischen Protest getrieben wurde, nötig. Wir vermissen auch das Wort der Kirche, wenn Politiker unserer Tage behaupten, die DDR sei kein Unrechtsstaat gewesen. Wir vermissen das Wort der Kirche, wenn ein Computerspiel, indem erneut auf wehrlose Flüchtlinge geschossen wird, ins Internet gestellt wird. Als im September Reservisten der NVA und Grenztruppen der DDR ein makaberes Manöver veranstalteten, hörte man ebenfalls nichts von der Kirche. Heute, wo die in Die Linke umbenannte SED an die politischen Schaltstellen drängt, schweigt oder beschwichtigt die Kirche ebenfalls. Dies, obwohl z.B. in Brandenburg jeder dritte Landtagsabgeordnete der Linken Stasi-Zuträger war.
Jeden reuigen Täter werden wir vergeben und unseren menschlichen Respekt erweisen. Aber in SED- und Stasi-Tätern, die sich ohne Erkenntnis Ihrer Schuldverflochtenheit in die erste Reihe des Weihnachtsgottesdienstes setzen, oder erneut sich in der Gesellschaft anderweitig nach vorn drängen, sehen wir weniger Christen als Opportunisten.“

Zum 21. Jahrestag des Mauerfalls:

Ex-SED und SPD im Abgeordnetenhaus wollen Berlinpass für SED-Opfer ablehnen

Am kommenden Donnerstag werden die Mitglieder des Berliner Abgeordnetenhauses über den Antrag der Fraktion Bündnis’90/Die Grünen „Berlinpass für Opfer des DDR-Regimes ermöglichen“ abstimmen.
Im Vorfeld hat die SED-Nachfolgepartei „Linkspartei“ verlauten lassen, dass sie den Berlinpass für SED-Opfer ablehne, weil sie die Kosten von etwa 600.000 Euro als nicht finanzierbar ansieht. Ähnlich äußerte sich ihr Koalitionspartner SPD.

Am Vorabend des 21. Jahrestags des Mauerfalls appelliert die UOKG an das Gewissen aller Mitglieder des Abgeordnetenhauses, dem Antrag auf Gewährung des Berlinpasses für SED-Opfer zuzustimmen. Den feierlichen Reden anlässlich des Gedenktages müssen auch Taten folgen. Andernfalls müssen die Opfer den Eindruck gewinnen, dass die Politik sie mit schönen Worten buchstäblich billig abspeisen will.

20 Jahre nach der Wiedervereinigung schämen sich ewiggestrige Verharmloser des DDR-Unrechtsstaates nicht, die Symbole der kommunistischen Terrorherrschaft öffentlich zu zeigen. Einen besonderen Auswuchs dieser Unerträglichkeit erlebten wir vom 10.-12. September 2010 mit dem sogenannten Manöver „Operation Septembersturm“ von Angehörigen der früheren NVA und DDR – Grenztruppen.

Für die UOKG Grund genug, an die Forderung nach einem Verbot des Zeigens von Symbolen der kommunistischen Gewaltherrschaft zu erinnern.

Rainer Wagner, Bundesvorsitzender UOKG:
„Wenn die Teilnehmer auch angeblich nur unbrauchbare Waffen nutzen, was zumindest unseren Vergleich mit der Wehrsportgruppe Hoffmann relativieren würde, ist doch das Auftreten dieser DDR-Nostalgiker in Uniform und mit DDR Hoheitszeichen für die Opfer des Unrechtsstaates ein kaum erträglicher Skandal. Anders als in anderen Staaten des früheren Ostblocks, wo solche Symbole verboten sind, hinkt Deutschland in dieser Frage hinterher.

Der Bundesvorsitzende hat diese Forderung mit einem Schreiben an die Bundesjustizministerin von Neuem deutlich gemacht.

Für Rückfragen können Sie gerne die UOKG-Geschäftsstelle kontaktieren.

Die Änderungen an den SED-Unrechtsbereinigungsgesetzen

Die Teilnehmer des UOKG-Kongresses „Mission erfüllt? – Die Rolle von Politik, Medien und Gesellschaft bei der Aufdeckung von DDR-Unrecht 1990“ begrüßen die kürzlich auf bundespolitischer Ebene beschlossenen Änderungen und Ergänzungen des 3. SED-Unrechtsbereinigungsgesetzes.

Gleichzeitig möchten wir diesen Kongress zum Anlass nehmen, um auf weitere, dringend notwendige Verbesserungen im Bereich der Rehabilitierung und Entschädigung ehemals politisch Verfolgter hinzuweisen:

– die Aufnahme bisher nicht bedachgter Opfergruppen wie u.a. die zwangsdeportierten Frauen, die Zersetzungsopfer, die innerhalb der DDR Zwangsausgesiedelten, die aus politischen Gründen Zwangsadoptierten, die verfolgten Schüler und die an ausländischen Grenzen getöteten Republikflüchtlinge in das System der Wiedergutmachungsleistungen

– einen Ausgleich für den Rentenverlust der DDR-Flüchtlinge, die nach der Wiedervereinigung ihre Ansprüche aus dem Fremdrentengesetz verloren haben

– eine sinnvolle Regelung für die Opfer der Bodenreform

– ein Verbot der Symbole der kommunistischen Unterdrückung