Eine Chronologie mit Links zu den jeweiligen Beiträgen in unserem News-Blog:
Am 30. Januar 2025 stimmt der Bundestag über die Novellierung des SED-Unrechtsbereinigungsgesetzes ab. Endlich werden jahrelange Forderungen umgesetzt: Unter anderem wird die Einrichtung eines bundesweiten Härtefallfonds für SED-Opfer bei der Stiftung für ehemalige politische Häftlinge beschlossen. Als erste Firma hatte IKEA im Oktober 2024 die Zahlung von 6 Mio. Euro in den Fonds angekündigt.
MdB Carsten Müller (CDU/CSU) findet im Bundestag deutliche Worte in Richtung deutscher Unternehmen wie OTTO oder ALDI, die seinerzeit von der Haft-Zwangsarbeit in der DDR profitierten und äußert seine Erwartung, dass diese sich zeitnah am Härtefallfonds beteiligen. Link zum Beitrag
Vom 21. bis 23. Februar 2025 veranstalteten Mitglieder der UOKG und ZeitzeugInnen wieder diverse Informations- und Protestaktionen, diesmal in Dinslaken, in Essen Bredeney und der Essener Innenstadt. Am Freitag und Sonntag hielt unser wissenschaftlicher Mitarbeiter Peter Keup in Dinslaken und Essen Vorträge für die interessierte Öffentlichkeit zum Thema „Zwangsarbeit politischer Häftlinge in Gefängnissen der DDR“. Die Zeitzeuginnen Konstanze Helber vom Forum für politisch verfolgte und inhaftierte Frauen der SBZ/SED-Diktatur e.V. und Prof. Dr. Karin Sorger berichteteten unter anderem von ihrer Haftzeit im Frauengefängnis Hoheneck.
ZeitzeugInnen und Betroffene von Haft-Zwangsarbeit machten gemeinsam auf die Problematik und das Verhalten von ALDI aufmerksam, verteilten in der Essener Fußgängerzone, vor einer ALDI-Filiale und vor der St.-Markus-Kirche in Bredeney ALDI-Info-Flyer und kamen mit PassantInnen und BesucherInnen ins Gespräch. Link zum Beitrag
Am 22. April 2024 werden die Forschungsergebnisse der Vorstudie „Zwangsarbeit politischer Häftlinge in Strafvollzugseinrichtungen der DDR“ im Senatssaal der Humboldt-Universität vorgestellt. Das Forschungsprojekt war von der UOKG initiiert worden und wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Jörg Baberowski, Lehrstuhlinhaber für die Geschichte Osteuropas an der Humboldt Universität zu Berlin realisiert. Die Autoren der Studie sind Dr. Markus Mirschel und Samuel Kunze.
Dr. Markus Mirschel führt aus, dass der Nachweis vollständiger Lieferketten von der Werkhalle des Produzenten bis hin zum Abnehmer im Westen zwar aufwändig, in einer großen Zahl von Fällen aber möglich ist. Er verdeutlicht dies am konkreten Beispiel des Exportschlagers der Damenfeinstrumpfhosen des ehemaligen VEB Strumpfkombinat Esda Thalheim, ausgehend von der Produktion in der ehemaligen Strafvollzugseinrichtung Hoheneck bis hin zum Endverkäufer ALDI Nord. Die Vorstudie gibt es als Download am Ende dieser Seite. Die Kurzfassung können Sie hier auf der Seite lesen. Link zum Beitrag
Am 18. Juli 2024 versuchen Dieter Dombrowski (Bundesvorsitzender der UOKG) und Peter Keup (Wissenschaftlicher Mitarbeiter der UOKG), mit Vertretern der Konzernzentrale von ALDI Nord in Essen über deren Anteil an der Zwangsarbeit politischer DDR-Häftlinge zu sprechen. Nachdem mehrere Angebote seitens der UOKG abgewiesen oder mit Schweigen übergangen worden waren, erscheinen die beiden UOKG-Vertreter, die zu DDR-Zeiten selbst Zwangsarbeit leisten mussten, vor der Konzernzentrale. Der angekündigte Besuch wird vom WDR dokumentiert. Er endet an der Pforte, denn ALDI verweigert ein Gespräch. Link zum Beitrag
Am 15. Oktober 2024 protestieren die UOKG-Mitglieder Konstanze Helber, Dieter Dombrowski und Conny Kurtz mit einem Transparent vor der ALDI-Hauptzentrale in Essen, um nochmals mit Nachdruck auf die Problematik von Haftzwangsarbeit in Lieferketten zu DDR-Zeiten aufmerksam zu machen. Dabei werden nicht nur die anwesenden Pressevertreter mit Updates über die Sachlage, sondern auch einige Dutzend ALDI-Mitarbeiter mit informativen Flugblättern (siehe rechts) versorgt. Die UOKG hat die Protestaktion filmisch begleitet.
Es muss konstatiert werden, dass ALDI weder an den neuesten Erkenntnissen wissenschaftlicher Forschung interessiert ist, noch auf die politischen Häftlinge und Betroffenen von Haftzwangsarbeit in Hoheneck zugehen will. Das stellt eine eklatante Diskrepanz zum Verhaltenskodex von ALDI und dem propagierten Firmencredo von Fairness und Nachhaltigkeit dar. Die UOKG als Opfervertretung sieht sich somit in der Pflicht, den ALDI-Konzern an seinen hehren Zielen zu messen und zu einem längst überfälligen Herantreten an die Opfer zu bewegen. Link zum Beitrag
Im April 2021 bemüht sich der Vorsitzende der UOKG Dieter Dombrowski in mehreren Schreiben erfolglos um ein Gespräch mit dem Managing Director Communication Peter Wübben von ALDI Süd.
Im Februar 2015 bemüht sich der damalige Bundesvorsitzende der UOKG Rainer Wagner in einem Schreiben an die Geschäftsführer erfolglos um ein Gespräch mit ALDI Nord und Süd.
Der SWR veröffentlicht die Dokumentation „Ausgebeutet für den Klassenfeind – Wie DDR-Zwangsarbeiter für Westfirmen leiden mussten“. Die Autoren Achim Reinhardt und Claudia Butter, beide Reporter bei REPORT MAINZ, haben wochenlang im Bundesarchiv, im Stasi-Archiv sowie in Landesarchiven recherchiert, mit Zeitzeugen und Wissenschaftlern gesprochen.
Der Film deckt mit neuen, exklusiven Recherchen auf, wie politische Häftlinge in der DDR ausgebeutet wurden und welche namhaften Westkonzerne damit hohe Gewinne erzielten. Die Autoren konfrontieren ehemalige DDR-Verantwortliche und Konzernmanager, fragen die Bundesregierung nach ihrer Verantwortung für die Opfer von Zwangsarbeit. Mit der Kamera begleiten sie politische Häftlinge, die DDR-Täter und Profiteure von einst zur Rede stellen.
Tobias Wunschik weist auf Dokumentenfunde im Bundesarchiv hin, die Lieferungen der Strumpfhosen „Sayonara“ und „ Iris“ vom VEB Strumpfkombinat Esda Thalheim zu ALDI belegen.
Pressemeldung der Funke Medien Gruppe:
„Der Mülheimer Discounter ALDI Süd bestätigt, in den 70er und 80er Jahren Strumpfhosen aus der DDR bezogen zu haben. Das berichtet die WAZ in ihrer Mittwochausgabe.
Eine Aldi-Sprecherin erklärte der Zeitung, dass es ‚Geschäftsbeziehungen‘ zum VEB Strumpfkombinat Esda Thalheim gegeben habe. Aber erst durch Recherchen des Bayerischen Rundfunks im vergangenen Jahr habe ALDI Süd erfahren, dass das Strumpfkombinat auch Produktionsteile an das Frauengefängnis in Hoheneck vergeben hatte. […]
ALDI Süd verurteilt ‚aufs Schärfste‘, dass die DDR Häftlinge unter Zwang für die Produktion eingesetzt habe. Bei der Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der DDR hat der Discounter nach eigenen Angaben keine Akteneinsicht beantragt.“
Gabriele Knetsch zitiert in einer Radiosendung von Bayern 2 mit dem dem Titel „Handelseinig“ den Produktionsleiter von VEB Esda Werk III, W.D., dass die Verpackung der Strumpfhosen nach den individuellen Wünschen von C&A, Neckermann und ALDI gestaltet wurde: „Sayonara-Aufmachung war hauptsächlich bei ALDI-Süd und Drei-Tannen.“ Dies entspricht den Aussagen der Strafgefangenen von Hoheneck.
In der gleichen Sendung berichtet ein Zeitzeuge und ehemalige „zivile Lenkungskraft“ im Gefängnis über Transporte, die direkt aus der Strafanstalt zu westlichen Abnehmern gingen: „Die haben das gewusst, sie haben es ja an Ort und Stelle abgeholt. Ich habe ja die Autos selber reingefahren. Bis an die Rampe. Habe manchmal gedacht, so ein Auto möchtest du haben.“
Manuskript der Radiosendung beim BR
Die ARD veröffentlicht den Dokumentarfilm „Westware aus dem Ostknast“ von Anne Worst. Er zeigt erstmals für eine breitere Öffentlichkeit Originalaufnahmen der Zwangsarbeit in Hoheneck. Der Film wird im Auftrag der hessischen Landeszentrale für politische Bildung an mehr als 50 hessischen Schulen gezeigt.
Infos über die Doku auf phoenix
Im Dezember 1989, kurz nach der Amnestie für die meisten politischen Gefangenen, dreht der WDR eine erste Dokumentation im Strafvollzug Hoheneck. Sie zeigt inhaftierte Frauen bei der Strumpfproduktion.