Auf dieser Seite stellen wir einige Publikationen vor, die aus unterschiedlichen Gründen in das Blickfeld der UOKG geraten sind. Meist haben sie mit der täglichen Arbeit der UOKG zu tun. Auf einige Publikationen wollen wir gerne aufmerksam machen, da sie unsere Leser interessieren. Leser, die auf der Suche nach bestimmten Sachgebieten sind, verweisen wir auf die einschlägigen Bibliographien.
Hinweis: Viele unserer Leser sind auf fachlich seriöse Informationen angewiesen, leben aber in Verhältnissen, die einen Erwerb von Fachliteratur nicht gestatten. In Einzelfällen können wir durchaus helfen. Bitte wenden Sie sich vertrauensvoll an die Geschäftsstelle.
Peter Schreiber: Was aus dem Dunklen leuchtet: Autobiografie 1929-1953. Erster Teil
400 Seiten, 1. Auflage 2022, Preis: 28 €
Osburg Verlag, ISBN: 978-3-95510-280-7
Peter Schreiber gehört zu den internationalen Pionieren der Patientensicherheit. Seine bahnbrechenden Erfindungen und Entwicklungen auf dem Gebiet der Narkose- und Beatmungstechnik haben zahllose Menschenleben gerettet und noch heute gültige Standards für die Anästhesie geschaffen. Kaum jemand weiß aber, aus welchen Quellen sich dieser Humanismus und sein bedingungsloser Einsatz für die Patientensicherheit speisen.
Im ersten Teil seiner Autobiografie erzählt Peter Schreiber von seiner Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus und seiner Verhaftung. Er wächst in einem kleinen Dorf bei Dresden auf. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges werden er und ein paar weitere Jugendliche von einem hochrangigen SS-Mann als »Werwölfe« verpflichtet, aber nie als solche eingesetzt. Trotzdem werden sie im Sommer 1945 vom sowjetischen Geheimdienst verhaftet.
Für den Fünfzehnjährigen beginnt eine qualvolle Odyssee, die ihn in verschiedene Sonderlager des sowjetischen NKWD führt: nach Tost (heute Toszek), Graudenz (heute Grudziaz), Fünfeichen bei Neubrandenburg und nach Buchenwald. In fotografisch scharfen Bildern schildert Peter Schreiber die Zustände in diesen Lagern und fügt sie zu einem Panorama von danteschem Ausmaß. Er ist damit einer der letzten lebenden Zeitzeugen, die von diesem Kapitel der Nachkriegsgeschichte berichten können. 1950 wird er entlassen und beginnt eine Lehre als Werkzeugmacher und anschließend ein Ingenieurstudium der Feinmechanik und Optik in Dresden. Als er von der Staatssicherheit zur Zusammenarbeit gezwungen werden soll, flieht er in den Westen. (Osburg Verlag)
Birgit Schlicke, Carla Ottmann, Konstanze Helber: Zeitlose Jahre. Frauen zwischen Repression und Freiheit in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR
232 Seiten, 1. Auflage 2024, Preis: 16 €
Vergangenheitsverlag, ISBN 978-3-86408-327-3
22 Frauen und 1 Mann mit ganz unterschiedlichen Hintergründen berichten von Verfolgung, Überwachung, Gefängnis und Zersetzung in der DDR. Es sind sehr persönliche und schonungslose Berichte darüber, wie wenig es brauchte, um in der DDR als oppositionell oder auch nur als zu eigensinnig zu gelten und den Behörden ein Dorn im Auge zu werden. Entgegen aller Verklärung von DDR-Geschichte illustrieren diese autobiografischen Texte den diktatorischen Charakter eines Staates, der Bürgerinnen und Bürger demütigte, Familien zerriss, Menschenrechte missachtete.
Mit einem Vorwort von Dr. Anna Kaminsky, Direktorin und Vorstandsmitglied der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.
Mit Grußworten von Kulturstaatsministerin Claudia Roth und der Bundesbeauftragten für die Opfer der SED-Diktatur Evelyn Zupke.
Mit Texten von: Margot Jann, Annemarie Krause, Sybille Krägel, Alexander Latotzky, Renate Sternheimer, Erika Northoff, Elisabeth Freyer, Gisela Mauritz, Angelika Schmidt, Gunhild Gerth, Brigitte Selke, Roswitha Drabek, Natalie Wöhrle-Sorger, Karin Sorger, Anne Hahn, Birgit Krüger, Kerstin Seifert, Cornelia Kurtz, Manuela Polaszczyk, Heidemarie Winkler, Antje Fleischer, Birgit Schlicke.
Dietrich Kessler: Stasi-Knast
294 Seiten, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage 2024, Preis: 16 €
Engelsdorfer Verlag, ISBN 978-3-96940-717-2
Dietrich Kessler ist langjähriger Chef der bekannten Ostrockband Klosterbrüder, die sich 1975 in Gruppe Magdeburg umbenennen musste. Nach ständigen Repressalien stellte die Band, einzigartig in der DDR, einen gemeinsamen Ausreiseantrag. Die Folgen waren Berufsverbot und schließlich Inhaftierung durch das MfS. Nach 16-monatiger Haft wurde Kessler wie viele Schicksalsgenossen vom Westen freigekauft. Er ist bis heute als Musikverleger, Komponist und Musiker (Klosterbrüder, Kesslers Projekt, Lesungen/Talk mit Musik) erfolgreich tätig.
Gerold Hildebrand hat das Buch für die Bundeszentrale für politische Bildung rezensiert:
„Durch seine Empathie gelingt dem Autor, er ist studierter Germanist und Musikwissenschaftler, eine nahe gehende episodenhafte Darstellung von Schicksalen und Widerfahrnissen, die typisch für im SED-Staat Unangepasste, Eigensinnige und Andersdenkende waren. Sie kündet vornehmlich von verzweifelten und waghalsigen Fluchtversuchen, die grausam scheiterten. Manch „hartnäckiger Übersiedlungsersuchender“ geriet wegen Nichtigkeiten in die Fänge des Staatssicherheitsdienstes.
[…] Immer wieder eingeflochten in Dietrich Kesslers Erinnerungen sind allgemeinere Betrachtungen über das Leben unter der SED-Herrschaft und ihrer sozialistischen Feindbild-Ideologie. Dabei erweist sich der Autor nicht nur als belesen, wenn er Reminiszenzen an Hannah Arendt über George Orwell und Alexander Solschenizyn bis hin zu Konrad Löw und André Glucksmann in seine Erzählung einbettet. Seine Auseinandersetzung mit der kommunistischen Diktatur ist vor allem erfahrungsgestützt.“
Gerold Hildebrand, „Vom Zwangsleben unter Anderen“, in: Deutschlandarchiv 29.11.2024, www.bpb.de/557100
Anke Dreier-Horning, Karsten Laudien: Zwangsarbeit – Über die Rolle der Arbeit in der DDR-Heimerziehung
194 Seiten, Berlin 2018, Preis: 42 €
Berliner Wissenschaftsverlag, ISBN 978-3-8305-3750-2
Die DDR-Heimerziehung ist trotz zahlreicher Veröffentlichungen in jüngster Zeit ein noch immer kontrovers diskutiertes Feld. Zu wenig weiß man bisher über die konkreten Lebensbedingungen in den Einrichtungen der Jugendhilfe und zu widersprüchlich ist die nachträgliche Bewertung des Heimaufenthaltes seitens der Betroffenen. Die Arbeitssituation von Kindern und Jugendlichen in DDR-Jugendhilfeeinrichtungen war Gegenstand einer von der Ostbeauftragten der Bundesregierung in Auftrag gegebenen Studie, deren Ergebnisse hier präsentiert werden. Die Autoren werfen einen differenzierten Blick auf ein komplexes System, das von Arbeitserziehung, Strafarbeit, Berufsausbildung bis hin zu Arbeit unter Zwang reichte, und stellen die rechtlichen Möglichkeiten und Grenzen von Arbeitseinsätzen in der DDR-Heimerziehung dar. Ein besonderer Fokus liegt auf den Auswirkungen der Arbeitsformen auf die weitere Biografie der Betroffenen und deren heutiger Bewertung der Erlebnisse. Abschließend geht es um die Frage, ob Arbeitsbedingungen und -tätigkeiten in den Heimen der DDR eine Form von Zwangsarbeit darstellten.
Im Anhang findet sich eine aktuelle Liste von Jugendwerkhöfen mit den Betrieben, die die Insassen von Jugendwerköfen arbeiten mussten.
Christian Sachse, Stefanie Knorr, Benjamin Baumgart: Sexueller Missbrauch in der DDR. Historische, rechtliche und psychologische Hintergründe des sexuellen Missbrauchs an Kindern und Jugendlichen in der DDR
257 Seiten, Wiesbaden 2018, Preis: 39,99 – 49,99 €
Springerverlag, Wiesbaden 2018, ISBN 978-3-658-20873-8
29 Jahre nach dem Ende der DDR erscheint die erste Studie über den Umgang mit sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen in der SED-Diktatur. Im Klappentext heißt es:
Die Verantwortlichen der SED-Diktatur haben alles getan, ihr Land als „Staat der Jugend“ erscheinen zu lassen, der sich rührend um das Wohl der Kinder sorgte. Verschwiegen wurden die Schattenseiten menschlichen Zusammenlebens, die in jeder Gesellschaft auftreten. Vorwerfen kann man der SED-Diktatur nicht, dass es sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen gab. Aktiv verhindert wurde aber die öffentliche Wahrnehmung des Missbrauchs durch die Apparate von MfS, Justiz, Jugendhilfe und Volksbildung. Jeder aufgedeckte Fall wurde von Maßnahmen begleitet, die verhinderten, dass eine informierte Öffentlichkeit sich der Probleme bewusst wurde. Es ist eine traurige Tatsache, dass jeder Missbrauch, der nicht aufgedeckt
oder gar vertuscht wurde, dem Täter die Gelegenheit zu neuen Missbräuchen gegeben hat. Aufklärung und Aufarbeitung derartiger Taten sind also kein Luxus, den sich eine reiche und an ihrer Historie interessierte Gesellschaft leistet. Sie sind ein unverzichtbarer Beitrag zur Prävention.
Inhalt:
Christian Sachse: Historische Aspekte sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen in der DDR.
Benjamin Baumgart: Juristische Hintergründe zum sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in der DDR.
Stefanie Knorr: Zum Umgang mit sexuellem Missbrauch in der DDR und dessen Folgen aus psychosozialer Sicht.
Rainer Wagner: Mit 15 im Knast. Eine Jugend zwischen politischem Druck und christlichem Glauben
93 Seiten, Nürnberg 2006, Preis: 9,90 €
VTR – edition bildung und gesellschaft Nürnberg, ISBN 3-937965-32-7
Bestellung über: www.vtr-online.de
Rainer Wagner, Jahrgang 1951, ist Diplom-Religionspädagoge (FH), verheiratet und Vater von vier Kindern. Nach theologischem Studium arbeitete er ab 1974 als ev. Prediger in Wittenberg, Tangermünde und Bad Bergzabern. Bereit 1981 protestierte der junge Prediger gegen den Antisemitismus im Fernsehen der DDR. Seit 1998 ist er Prediger der Evangelischen Stadtmission in Neustadt an der Weinstraße.
Wagner, der in frühester Jugend eine politische Haftstrafe in der DDR verbüßen mußte, setzt sich in verschiedenen Funktionen für die ehemaligen Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft ein. In Anerkennung seiner vielfältigen Aktivitäten wurde er im Herbst 2004 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. In diesem Buch schildert er seine Erlebnisse in der DDR, belegt mit vielfältigen Aktenauszügen.
Horst Schüler: Workuta – Erinnerungen ohne Angst
254 Seiten, 1993, Preis: vergriffen, gebraucht erhältlich
F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung, ISBN 978-3776618211
Horst Schüler (1924-2019) war ein deutscher Journalist und Ehrenvorsitzender der UOKG.
Terror, Hoffnung, Freundschaft – „Geschrieben für alle, die wissen möchten, was Menschen Menschen antun können“. Unter dieses Motto hat Horst Schüler seine Erinnerungen an die schrecklichen Jahre (1951-55) als politischer Häftling in Stalins Straflager im Norden Russlands gestellt. 40 Jahre später reist er als Journalist nach Workuta – und berichtet darüber, was sich dort verändert hat. „Viele in den Kolonnen stumpfsinnig dahintrottende Menschen waren mit Ketten gefesselt, Katarschanij nannte man sie, Kettensträflinge.“
weitere Informationen auf www.workuta.de
Ernst-O. Schönemann: „Der Wurzeln beraubt“ Zwangsaussiedlung 1961 und die Folgen
372 Seiten, einige s/w-Abbildungen, Preis: 19,90 €
OEZ Berlin-Verlag, ISBN 978-3-942-437-02-8
www.oezb-verlag.de
Aus dem Inhalt:
Plötzlich stehen Lastkraftwagen vor der Tür. Sie waren nicht bestellt. Uniformierte wecken die Familie kurz vor Tagesanbruch mit Sturmklingeln. In vier Stunden sollen die privaten Sachen gepackt sein. Was bis dahin nicht eingeladen war, durfte nicht mitgenommen werden.
Die Geschichte der Familie von Otto Schönemann klingt, als würde sie in Ostpreußen spielen – wie vor 60 Jahren, als die Menschen in Trecks vor der nahenden Front fliehen mussten. Aber sie spielt 1961, nahe der EIbe in der ältesten Stadt der Prignitz – in einem kleinen über 1000 Jahre alten Ort an der innerdeutschen Grenze. Es trifft eine Handwerkerfamilie mit 99jähriger Tradition. Der Sohn des Handwerkers ist der Autor dieser wahren Geschichte. Als 20jähriger trifft ihn und die 60jährigen Eltern die Aktion der DDR-Führung „Festigung“. Im Parteideutsch der SED waren Auszusiedelnde „Ungeziefer“, deren Traumatisierung erst nach dem Untergang der DDR aufbricht. Er beschreibt seine persönlichen Erlebnisse aus der Perspektive eines Opfers der kommunistischen Diktatur.
Der Autor setzt Tausenden Zwangsausgesiedelten in seinem Buch ein literarisches Denkmal.
Er reflektiert die politischen Bedingungen in der DDR, die Repressalien und Beschränkungen, aber auch den Zusammenhalt und die gegenseitige Hilfe der Menschen untereinander. Enttäuscht resümiert er die völlig unzureichende Aufarbeitung der SED-Diktatur, den ungeahnt milden juristischen Umgang mit den Tätern seit 1990 sowie die saturierten Renten für das SED und Stasi-Führungspersonal. Die Politik verweigert den Zwangsausgesiedelten bis heute die Herstellung ihrer Würde. Sie erhielten bisher nicht einen Cent Entschädigung.
Weitere Informationen auf: www.zwangsaussiedlung.de