Samstag, 24. September 2011 im Roten Rathaus Berlin, Eingang Jüdenstraße, Raum 338 Beginn: 11 Uhr

Programm:

Anlässlich des 50. Jahrestages des Mauerbaus sowie der Zwangsumsiedlungsaktionen „Festigung“ und „Kornblume“ an der innerdeutschen Grenze soll der Blick auf die im Oktober 1961 und im Juni 1952 staatlich verordneten Zwangsaussiedlungen entlang der innerdeutschen Grenze gelenkt werden, die der Verschärfung des DDR-Grenzregimes dienten und für 12 000 Menschen einen abrupten Heimatverlust unter traumatisierenden Umständen bedeuteten. Betrachtet werden ebenso die in Verbindung mit dem Mauerbau stehenden Zwangsräumungen und Zwangsumsiedlungen in der Bernauer Straße und im Berliner Umland.
Die damaligen Geschehnisse werden unter verschiedenen Aspekten beleuchtet: Zeitzeugen berichten über das Erlebte, Fachleute geben Auskunft über Ablauf, Hintergründe und rechtliche Einordnung der Zwangsaussiedlungen. Die Zwangsaussiedlungen als drastische Maßnahme politischer Verfolgung und sich häufig daran anschließende Zersetzungsmaßnahmen führten bei den Betroffenen nicht selten zu gesundheitlichen Folgeschäden. Auch dieser Aspekt wird Berücksichtigung finden.
Der UOKG ist es ein wichtiges Anliegen, mit dieser Veranstaltung auf die für Zwangsausgesiedelte derzeit noch unbefriedigenden Rehabilitierungs- und Entschädigungsmöglichkeiten hinzuweisen.

Programmablauf

11.00 Uhr
Eröffnung des Kongresses durch Rainer Wagner, Bundesvorsitzender der UOKG

11.15-11.55 Uhr
„Die beiden Zwangsaussiedlungen an der innerdeutschen Grenze“
Inge Bennewitz, Publizistin

11.55-12.05 Uhr Diskussionsmöglichkeit

12.05-12.35 Uhr
„Zwangsaussiedlung im eigenen Land- ein Zeitzeugenbericht“
Ernst-O. Schönemann, 1. Stellvertreter des UOKG-Bundesvorsitzenden

12.35-13.05 Uhr
„Psychische Beeinträchtigungen infolge Zwangsaussiedlung- zwei Studien“
Inge Bennewitz

13.05-13.15 Uhr Diskussionsmöglichkeit

13.15-14.00 Uhr Mittagspause/Imbiss

14.00-14.30 Uhr
„Mahnung und Erinnerung an den Verlust der Heimat in Hohen Neuendorf 1961“
Uwe Scholz, Zeitzeuge

14.30-15.15 Uhr
„Waren die Zwangsaussiedlungen an der innerdeutschen Grenze eine Deportation?“
Brigitta Kögler, Rechtsanwältin

15.15-15.30 Uhr Diskussionsmöglichkeit

15.30-16.00 Uhr Kaffeepause

16.00-16.30 Uhr
„ ‚In der Tasche die geballte Faust‘ – Die Bernauer Straße – meine Schicksalsstraße“
Jörg Hildebrandt, Publizist, Journalist

16.30-17.15 Uhr
„Die Zwangsräumungen und Zwangsumsiedlungen in der Bernauer Straße“
Dr. Gerhard Sälter, Historiker, Gedenkstätte Berliner Mauer

17.15 Uhr Abschlussdiskussion

Tagungsgebühr: 10 € / ermäßigt 5 € inklusive Imbiss
Die Veranstaltung wird von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gefördert.

Wie jüngst bekannt wurde, ist in der Stiftung Sächsische Gedenkstätten ein Mitarbeiter tätig, der im Jahr 1988 aktiven Wehrdienst als „Dienst auf Zeit“ bei der Wach- und Sicherungseinheit der Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit in Dresden geleistet hat. In seinem Einstellungsfragebogen hatte er seinerzeit aber noch jeglichen Kontakt zum MfS verneint und noch nicht einmal die Frage nach der Zugehörigkeit zu den bewaffneten Organen der DDR erwähnt.

Der Bundesvorsitzende der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft, Rainer Wagner, erklärt:
„Der Vertrauensbruch, den der Mitarbeiter der Stiftung Sächsische Gedenkstätten begangen hat, ist erheblich. Eine Weiterbeschäftigung ist daher unzumutbar, gerade weil die Institution mit der Aufarbeitung der SED- und
Stasi-Vergangenheit betraut ist. Die SED-Opfer fordern als Mindestlösung die Versetzung der betreffenden Person in eine andere Behörde.
Der Fall zeigt auch mit aller Deutlichkeit, wie dringlich die Einführung von Gremienüberprüfungen ist. Nur so können sich insbesondere Aufarbeitungsinstitutionen wirksam vor bislang unerkannten ehemaligen Stasi-Mitarbeitern schützen und ihr Ansehen und ihre Integrität wahren.“