Erneute Suche nach dem Massengrab des NKWD-Lagers in Toszek/Polen

Vom 11. bis 13. November 2024 waren Dieter Dombrowski, Bundesvorsitzender der UOKG, und Sybille Krägel von der “Initiativgruppe NKWD-Lager Tost 1945”  bei einem Ortstermin in Toszek (früher Tost) in Oberschlesien/Polen anwesend. Jahrelang haben sie dafür gekämpft, das Gelände der Logistikfirma “Terminal Toszek“ untersuchen zu können, das neben der Gedenkstätte für das NKWD-Lager liegt.

Sybille Krägel arbeitet bereits seit 35 Jahren die Geschichte des sowjetischen Speziallagers und seiner Opfer auf. So ermittelte sie die Namen von über 4.500 Häftlingen, von denen innerhalb von sieben Monaten des Bestehens des Lagers über 3.000 umkamen – eine unglaubliche Sterberate von über 66%.  Durch ihre Initiative wurde bereits die Gedenkstätte auf dem benachbarten Grundstück eingerichtet. Der tatsächliche Ort des Massengrabes blieb jedoch über Jahrzehnte versperrt. Doch nun sollte es endlich so weit sein und die auf zwei Tage angesetzte Suche konnte beginnen.

Die Suche nach Kriegstoten im Ausland wird mithilfe des “Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge” organisiert, der im Auftrag der Bundesregierung arbeitet. Arne Schrader vom Volksbund, der mit dem Fall bereits vertraut ist, war in Toszek anwesend, um mit moderner Technik, die 2012 während der ersten Grabungen noch nicht zur Verfügung stand, eine neue Suche durchzuführen. Extra für diesen Zweck war das Team der Firma „Georadar NRW“ aus Heek angereist, um den praktischen Teil der Untersuchungen mit einem Georadarsystem zu übernehmen.

Mit vereinten Kräften wurden an beiden Tagen Bodensondierungen an den von Sybille Krägel angegebenen Orten durchgeführt, die durch Zusammenführung verschiedener Informationen – Luftbildern sowie historischer und aktueller Karten – als Suchgebiete in Frage kommen.

Der Georadar kann den Untergrund bis zu einer Tiefe von 3,50 Meter analysieren. Vergleichbar mit einem Flughafen-Radar sendet das Gerät elektromagnetische Wellen, die im Boden reflektiert werden und Auskunft über dessen Struktur geben. Letztendlich erleichtert dies die Entscheidung, ob eine Grabung an einem bestimmten Ort zweckmäßig und zielführend ist oder nicht. Die Auswertung der durch den Georadar erlangten Daten dauert jedoch zwei bis vier Wochen, sodass zum heutigen Tage noch keine genaueren Ergebnisse zur Verfügung stehen.

Arne Schrader vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge betonte jedoch, dass durch den Abgleich der vorliegenden Karten, der Zeugenaussagen und der aktuellen Begehungen  bereits jetzt davon ausgegangen werden kann, dass es lohnenswert ist, konkrete Sondierungsgrabungen auf einem bestimmten Teil des Geländes durchzuführen, in dem eine Sandgrube lag, die 1945 wohl als Massengrab verwendet wurde. Diese Grabungen werden aller Voraussicht nach noch 2025 durch den Volksbund durchgeführt.

Sehr erfreut waren wir über die Anwesenheit von Honorarkonsul Dr. Marcin Tyslik aus Gliwice, der während der Erkundungen nach Toszek kam, ebenso wie der Bürgermeister von Toszek, Gregorz Kupczyk, der sich vor Ort um die Suchmannschaft kümmerte. Als Dolmetscher stand dem Team Horst Zwiorek, Mitglied “Deutscher Freundschaftskreis Tost e.V.” zur Seite. An dieser Stelle ganz herzlichen Dank an alle Beteiligten für ihre Bemühungen.

Am Ende der drei Tage sind alle an der Aktion Beteiligten optimistisch, dass sich die Mühe gelohnt hat und ein weiterer Schritt zur Aufklärung des Verbleibs der Toten von Toszek gegangen wurde – auch wenn noch ein weiter Weg vor ihnen liegt. Nun muss noch mit den Eigentümern des Firmengeländes über eine Genehmigung verhandelt werden, so dass die Grabungen hoffentlich 2025 gestartet werden können.

Lucas Hütter hat die gesamte Aktion in Toszek filmisch begleitet und auf unserem YouTube-Kanal UOKGnews veröffentlicht, den Sie auch auf dieser Webseite unter VIDEOS finden.

Über die weiteren Entwicklungen werden wir Sie hier auf der UOKG Webseite und auf unseren Social Media Kanälen auf dem Laufenden halten.

Die nächste Fahrt nach Toszek mit einer Gedenkfeier vor Ort findet voraussichtlich vom 9. bis 11. Mai 2025  ab/bis Dresden statt. Das Programm und weitere Details werden rechtzeitig durch Frau Krägel bekanntgegeben.

Fotos: Lucas Hütter, UOKG