04. Nov. Gedenktafeln an den Jugendwerkhof „Junge Welt“ in Freital (Sachsen) eingeweiht
Am 28. Oktober 2025 wurden in Freital (Sachsen) mehrere Gedenktafeln zur Erinnerung an den ehemaligen Jugendwerkhof „Junge Welt“ sowie sowie an das Kriegsgefangenenlager während des Zweiten Weltkriegs feierlich eingeweiht. Jahrzehntelang war dieser Ort ein blinder Fleck der Aufarbeitung – nun rückt er ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Die aufgestellten Tafeln erinnern an das Leid der Menschen, die an diesem Ort zwangsweise untergebracht waren – und an die Verantwortung, die aus diesem Unrecht erwächst.
Anwesend waren neben einigen Zeitzeugen und Nachkommen auch die SED-Opferbeauftragte des Bundes Evelyn Zupke, die sächsische Landesbeauftragte Dr. Nancy Aris, Oberbürgermeister Uwe Rumberg, der Aufsichtsratvorsitzende der BGH GmbH Sönke Winterhager sowie unser Bundesvorsitzender Dieter Dombrowski.
Der Jugendwerkhof „Junge Welt“ Freital, der von 1949 bis ’89 bestand, war Teil des repressiven Erziehungssystems der DDR. Dort waren jeweils bis zu 130 Jungen im Alter von 14 bis 18 Jahren interniert. Besonders grausam: Er lag inmitten eines radioaktiv belasteten Gebietes – umgeben von einer Abraumhalde des Uranbergbaus und einem See mit Rückständen der Uran-Aufbereitung. Was die Jugendlichen dort durchleiden mussten, war nicht nur politisch motivierte Repression, sondern auch gesundheitliche Gefährdung, die bis heute nachwirkt.
Ehemalige Insassen berichteten bei der Feierstunde eindrücklich von ihren Erlebnissen. Ein Zeitzeuge erinnerte sich daran, wie er aus politischen Gründen eingewiesen wurde und als Jugendlicher im Drei-Schicht-Betrieb im damaligen Edelstahlwerk Freital schuften musste – ohne angemessenen Schutz, umgeben von Funkenflug und erhitzten Metallspänen: „Wir haben die Stoffe acht Stunden täglich eingeatmet. Viele davon sind nachweislich krebserregend. Ich erkrankte an einem seltenen Lungenkarzinom – verursacht durch Radioaktivität. Wichtig ist mir, dass die Wahrheit aufgeklärt wird und Betroffene endlich eine Form der Anerkennung erfahren. “
Bemerkenswert an den Gedenktafel: Sie wurde nicht – wie so oft – von Betroffenen oder Aufarbeitungsinitiativen erkämpft, sondern aus freier Initiative des heutigen Stahlwerks errichtet. Das unterstrich der Aufsichtsratsvorsitzende des heutigen Stahlwerks BGH Sönke Winterhager: Unternehmen seien Teil der Gesellschaft und trügen Verantwortung für ihre Geschichte.
Dieter Dombrowski, Bundesvorsitzender der UOKG, hob den Vorbildcharakter hervor: „Das ist ein beispielhafter Schritt. Hier hat ein privates Unternehmen die Initiative ergriffen, Unrecht sichtbar zu machen. Es geht nicht um Schuldzuweisung oder Geld – es geht darum, Geschichte nicht dem Vergessen preiszugeben und den Menschen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Andere Unternehmen können sich daran ein Beispiel nehmen.“
Mit der Gedenktafel ist ein wichtiger Anfang gemacht – doch ist dies noch lange nicht das Ende der Aufarbeitung. Viele Betroffene leiden bis heute an den körperlichen und seelischen Folgen. Sie hoffen nun, dass die Erinnerung auf diesem Gelände dauerhaft präsent bleibt und endlich zu der gesellschaftlichen Anerkennung führt, die ihnen jahrzehntelang verwehrt wurde.
Der Jugendwerkhof Freital ist nun nicht mehr unsichtbar. Die Gedenktafeln fordern dazu auf, hinzusehen, innezuhalten und Verantwortung zu übernehmen.




