Offener Brief zum Umgang mit der Lenin-Statue in Schwerin

Die Diskussion um die Lenin-Statue am Großen Dreesch in Schwerin erhält neuen Schwung. Nachdem der Landesbeauftragte für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, Burghard Bley, einen kreativen Umgang mit dem DDR-Erbe gefordert hatte, legen die Opferverbände UOKG, VOS und die Lagergemeinschaft Workuta/Gulag Sowjetunion nun in einem Offenen Brief drei konstruktive Vorschläge vor. Ziel ist es, ein deutliches Zeichen für Freiheit, demokratische Verantwortung und eine zeitgemäße Erinnerungskultur zu setzen.
Die Verbände betonen, dass eine Veränderung des heutigen Umgangs mit der Statue ein wichtiger Schritt wäre, um die Geschichte der kommunistischen Diktatur klar einzuordnen. Andere osteuropäische Länder hätten diesen Weg bereits erfolgreich beschritten.

Einschmelzen und Neugestaltung
Die Bronze-Statue könnte abgetragen, eingeschmolzen und – nach lettischem Vorbild – zu kleinen „Freiheitsglocken“ verarbeitet werden. Die Einnahmen aus ihrem Verkauf sollen sozialen Zwecken in Schwerin dienen. Anstelle der Statue schlagen die Verbände eine Würdigung des jungen Liberaldemokraten und Widerstandskämpfers Arno Esch vor: mit Stele, Begrünung des Platzes und einer zusätzlichen Glocke am Rostocker Esch-Denkmal.

Umsetzung in die Gedenkstätte am Demmlerplatz
Durch eine Versetzung in den Innenhof des ehemaligen NKWD-Gefängnisses würde die Statue in einen historischen Kontext gestellt, der eine intensive Auseinandersetzung mit der kommunistischen Repressionsgeschichte ermöglicht. Lenin stünde dort symbolisch „lebenslänglich“ in der Verantwortung.

Gedenkmauer vor der Statue
Sollte die Statue am heutigen Ort verbleiben, schlagen die Verbände eine Gedenkmauer vor, die die Namen und Gesichter der zwischen 1950 und 1953 in Schwerin zum Tode verurteilten Menschen zeigt. Sie würde das Denkmal eindeutig in eine mahnende Perspektive rücken. Die Gestaltung könnte über einen Kunstwettbewerb erfolgen.

Die Opferverbände verbinden ihre Vorschläge mit der Hoffnung, dass Stadt und Land diese Chance ergreifen und ein starkes, zukunftsorientiertes Zeichen der Erinnerung und Freiheit setzen.
Den Offenen Brief an den Landtag und die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern, die Stadtvertretung und den Oberbürgermeister Schwerin können Sie sich hier als PDF ansehen.

Foto: Visualisierung eines Vorschlags, www.workuta.de

Anlage:

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pdf Offener Brief: Drei Vorschläge zum Umgang mit der Lenin-Statue in Schwerin 354 kB 8