Gedenken zum 80. Jahrestag der Verlegung des Speziallagers Nr. 7 nach Sachsenhausen

Am 6. und 7. September 2025 erinnerte die Gedenkstätte und das Museum Sachsenhausen und Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam an ein dunkles Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte: den 80. Jahrestag der Verlegung des sowjetischen Speziallagers Nr. 7 von Weesow nach Sachsenhausen. Bei bestem spätsommerlichem Wetter fanden zahlreiche Besucherinnen und Besucher den Weg nach Oranienburg, um gemeinsam der Opfer zu gedenken und sich mit der Geschichte der Lager auseinanderzusetzen.

Im Speziallager Nr. 7/1 Sachsenhausen waren insgesamt rund 60.000 Frauen und Männer inhaftiert. Etwa 12.000 von ihnen überlebten die Lagerbedingungen nicht und starben an Hunger, Krankheiten und den entbehrungsreichen Haftumständen. Die Gedenkveranstaltungen würdigten ihr Schicksal und gaben Überlebenden sowie Angehörigen eine Stimme.

Den Auftakt bildete am Samstag die Eröffnung der Wanderausstellung „FRAUENHAFT. Sowjetische Repression und DDR-Strafvollzug (1945–1956)“ im Museum des Speziallagers. Im Zentrum der Ausstellung stehen zwölf Einzelschicksale von Frauen, die 1950 von Sachsenhausen nach Hoheneck überstellt wurden. Sie veranschaulichen auf eindrucksvolle Weise die Härte sowjetischer Repression und die Kontinuitäten von Unrecht im frühen DDR-Strafvollzug.
Nach einer Einführung folgte eine bewegende Podiumsdiskussion, an der neben der ehemaligen Inhaftierten Annemarie Krause und dem Zeitzeugen Alexander Latotzky, der als Kind im Speziallager gefangen war, auch Katharina Gräb von der Gedenkstätte Leistikowstraße Potsdam teilnahmen. Moderiert wurde das Gespräch von Harald Asel, Kulturredakteur bei rbb24 Inforadio.

Der Sonntag begann mit einer Gedenkveranstaltung auf dem Friedhof am ehemaligen Kommandantenhof. Nach einleitenden Worten des Direktors der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Prof. Dr. Axel Drecoll, sowie des Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Lager Sachsenhausen 1945–1950 e.V., Joachim Krüger, folgten Ansprachen von Dr. Benjamin Grimm, Minister der Justiz und für Digitalisierung des Landes Brandenburg und der Berliner Bürgermeisterin Franziska Giffey. Besonders in Erinnerung bleiben die bewegenden und mahnenden Worte der ehemaligen Inhaftierten Leonore Bellotti, die im vergangenen Jahr 100 Jahre alt wurde. Mit einem Gebet von Pfarrer Friedemann Humburg und einer feierlichen Kranzniederlegung wurde den Toten des Speziallagers würdig gedacht.

Am Nachmittag stand erneut das Neue Museum im Mittelpunkt. Die Musikwissenschaftlerin und Musikerin Dr. Anna Barbara Kastelewicz stellte gemeinsam mit Dr. Astrid Ley, Leiterin der Gedenkstätte Sachsenhausen, ihr Buch „Musik, wo Schweigen ist: Kultura und kulturelle Betätigung in den sowjetischen Speziallagern in der SBZ und DDR 1945–1950“ vor. Musikalische Beiträge rundeten die Präsentation ab und ließen erahnen, welch besondere Rolle Kultur und Musik auch unter schwierigsten Bedingungen gespielt haben.

Die zweitägige Veranstaltung machte deutlich, wie wichtig die lebendige Erinnerung an die Geschichte der sowjetischen Speziallager bleibt. Die zahlreichen Gäste nutzten die Gelegenheit, sich auszutauschen, zuzuhören und gemeinsam ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen.

Fotos: Sebastian Sachse