Gedenktafel „Letzte Adresse” für die Geschwister Kuhfuß in Werder/Havel

Gern teilen wir den Bericht von Stefan Krikowski von der Lagergemeinschaft Workuta:
Bei eisiger Kälte, aber strahlendem Sonnenschein, wurde am 21. November 2025 die Erinnerungstafel „Letzte Adresse“ für das Geschwisterpaar Johanna und Karl-Heinz Kuhfuß an deren letzter Wohnadresse in der Carmenstraße 1 in der Baumblütenstadt Werder/Havel angebracht. Initiiert und organisiert wurde die feierliche Zeremonie vom Team MEMORIAL Deutschland unter der Leitung von Dr. Anke Giesen und Mario Bandi und in Zusammenarbeit mit der Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur in Brandenburg, Dr. Maria Nooke. Etwa 40 Gäste, darunter die Zeitzeugen Werner Bork und Prof. Dr. Sigurd Blümcke, nahmen an der Veranstaltung teil.

Die Geschwister Kuhfuß wurden am 10. Juni 1951 in der elterlichen Wohnung verhaftet und ins MGB-Gefängnis in der Potsdamer Lindenstraße gebracht. Noch im Herbst 1950 hatte Werner Bork seinen Freund Karl-Heinz Kuhfuß gewarnt, nicht nach Werder zurückzukehren und in West-Berlin zu bleiben – die Stasi sei ihnen bereits auf den Fersen. Denn der Werderaner Jugendwiderstand hatte 1950 Flugblätter gegen die Einheitslisten zur Volkskammerwahl der DDR verbreitet. Werner Bork, der sich bereits nach West-Berlin abgesetzt hatte, war mit der Gruppe „KgU“ in Kontakt und hatte deren Flugblätter in Werder durch Freunde verteilen lassen.

Im Gefängnis Lindenstraße wurden die Geschwister Kuhfuß monatelang verhört und am 15. Januar 1952 in einem Gruppenprozess mit Wilhelm Schwarz und Joachim Trübe durch ein Sowjetisches Militärtribunal zum Tode verurteilt. Nach Ablehnung ihrer Gnadengesuche wurden alle vier am 10. April 1952 im Moskauer Butyrka-Gefängnis hingerichtet. Die Eltern der Geschwister Kuhfuß wurden über das Schicksal ihrer Kinder in völliger Ungewissheit gelassen. Die Mutter zerbrach psychisch, der Vater beging Selbstmord.

Am 3. Oktober 1997 rehabilitierte die Russische Föderation die Geschwister Kuhfuß und gestand somit ein, dass die Todesurteile gegen Johanna und Karl-Heinz zu Unrecht gefällt wurden. Mehr Informationen über die beiden können Sie auf der Seite www.donskoje1950-1953.de in Erfahrung bringen.

Foto: Christian Große, Maria Nooke, Anke Giesen (Stadt Werder Havel)