Kritik an Plänen der Stadt Stollberg für das ehemalige Frauenzuchthaus Hoheneck

Dachverband der Kommunismus-Opfer kritisiert Pläne der Stadt Stollberg für das ehemalige Frauenzuchthaus Hoheneck

Der Stadtrat von Stollberg hat beschlossen, die Einrichtung einer Gedenkstätte im ehemaligen DDR-Frauenzuchthaus Hoheneck auf unbestimmte Zukunft zu verschieben. Zunächst soll in einem Gefängnistrakt eine „physikalisch-technische Einrichtung“ für Jugendliche entstehen.

„Für die Einrichtung einer Gedenkstätte“, sagte der Oberbürgermeister von Stollberg, Marcel Schmidt, dem MDR, „denke ich, werden wir in den nächsten Jahren irgendwoher auch noch Geld bekommen.“

Für Anita Goßler, Vorstandsmitglied des Dachverbands der Kommunismus-Opfer und ehemaliger Häftling in Hoheneck, bedeutet dies eine große Entäuschung:

„Wenn Herr Schmidt in den nächsten Jahren irgendwoher vielleicht auch noch Geld bekommt, sind ich und viele andere ehemalige Insassen bereits schon tot. Diejenigen, die, wie ich noch in der Frühzeit der DDR oder während der sowjetischen Besatzungszeit verurteilt worden sind, werden die Einrichtung einer Gedenkstätte nach diesem Beschluss wahrscheinlich nicht mehr erleben. Es entsteht der Eindruck, der Stadt fehle es an der Courage, sich der dunklen Seiten ihrer Geschichte zu stellen.“

Zu dem Argument der Stadt, mit der physikalisch-technischen Einrichtung solle der Jugend „eine Zukunftsperspektive“ (Schmidt) geboten werden, äußerte sich der UOKG-Bundesvorsitzende Rainer Wagner:

„Eine Gedenkstätte im ehemaligen Frauengefängnis wäre ein wirksames Mittel zur Demokratieerziehung. Gerade im Erzgebirge, einer Hochburg von Neonazis, in der die NPD bundesweit ihre größten Wahlerfolge feiert, kann die Bedeutung einer solchen Einrichtung nicht hoch genug geschätzt werden. So wichtig die Ausbildung von Jugendlichen in Naturwissenschaften auch ist: Eine Jugend, welche die Geschichte nicht kennt, hat keine Zukunft.“

BILDFREIEPRESSERTL

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