Die UOKG hat im Rahmen des Förderprogramms „Jugend erinnert“ ein Webportal konzipiert, das Informationen und Materialien zum Thema DDR-Zwangsarbeit bereithält.

Das Webportal bietet unter der Adresse www.zwangsarbeit-ddr.de eine interaktive Karte, historische Hintergrundinformationen, zehn Video-Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sowie zahlreiche Literaturtipps. Zudem wird die Seite demnächst Bildungsmaterialien bereithalten, die zur Zeit konzipiert werden.

Die interaktive Karte listet alle der UOKG bekannten Orte der Zwangsarbeit in der DDR auf. Die Nutzerinnen und Nutzer finden neben Strafvollzugseinrichtungen auch Durchgangsheime und Jugendwerkhöfe. Die Einträge werden laufend vervollständigt und erweitert.

Eine persönliche Perspektive auf das Thema Zwangsarbeit bieten die zehn Zeitzeugeninterviews, die in der Mediathek der Seite zu finden sind. Dieter Dombrowski, Thomas Drescher, Anne Hahn, Frank Herrmann, Silvia Krause, Cornelia Kurtz, Falk Mrázek, Alexander Müller, Carla Ottmann und Birgit Schlicke geben Einblicke in ihre Zeit als politische Häftlinge bzw. als Jugendliche im DDR-Heimsystem. Sie berichten, unter welchen Bedingungen sie für DDR-Betriebe wie Pentacon Dresden, Planet Eppendorf oder im Stahlwerk Riesa im Akkord Produkte herstellen mussten, die häufig in der Bundesrepublik verkauft wurden.

Die noch in der Entwicklung stehenden Bildungsmaterialien sind als Angebot an Schulen, Gedenkstätten und freie Träger der politischen Bildung gedacht, das Thema DDR-Zwangsarbeit stärker in ihre Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu integrieren. Die Materialien werden verschiedene Aufgaben bereithalten, bei denen die Teilnehmenden mit Kurzversionen der Zeitzeugeninterviews und mit weiteren Materialien arbeiten müssen.

Projektleitung:
Alesch Mühlbauer
Tel.: 030 43206742
E-mail: muehlbauer@uokg.de

Wissenschaftliche Begleitung:
Dr. Christian Sachse, Sandra Czech

Kamera und Ton:
Christoph-Lucas Hütter

Beitragsbild:
Christiane Eisler

 

22. April 2024 im Senatssaal der Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, 10117 Berlin

Die UOKG e. V. initiierte Ende 2022 eine von der Beauftragten für Kultur und Medien finanzierte Vorstudie mit dem Titel „Zwangsarbeit politischer Häftlinge in Strafvollzugseinrichtungen der DDR“. Die Durchführung der Forschungen realisierte die Humboldt-Universität zu Berlin, unter der Leitung von Professor Jörg Baberowski. Es freut uns, dass diese wie geplant abgeschlossen werden konnte und die beteiligten Wissenschaftler Samuel Kunze und Dr. Markus Mirschel am 22. April 2024 die Ergebnisse ihrer Forschungen vorstellen werden.

Die Vorstudie umfasst zwei Teilprojekte. Im ersten Teilprojekt sollten die Möglichkeiten der Rekonstruktion von vollständigen Lieferketten für DDR-Exportprodukte eruiert werden, die mit Haftzwangsarbeit hergestellt wurden. Im zweiten Teilprojekt wurden die gesundheitlichen Folgeschäden für politische Häftlinge aufgrund pathogener Arbeitsbedingungen in den Blick genommen. Durch eine intensive Aufklärung der Arbeitsbedingungen u. a. im Hinblick auf verwendete Gefahrenstoffe, soll für die Betroffenen eine Verbesserung bei der Anerkennung gesundheitlicher Folgeschäden von Haftzwangsarbeit erreicht werden.

Weiterhin stellt die Sensibilisierung einer breiten Bevölkerung für die zum Teil unter unmenschlichen Arbeitsbedingungen hergestellten Produkte offenbar eine rein zivilgesellschaftliche Aufgabe dar. Wirtschaft und Politik haben lange Zeit die Augen vor diesem Unrecht verschlossen. Aktuell ist die wirksamere Einflussnahme auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen bei deutschen Importen Gegenstand politischer Kontoversen.

Wir laden Sie recht herzlich zur Präsentation der Forschungsergebnisse im Senatssaal der Humboldt-Universität zu Berlin ein und würden uns freuen, Sie bei der Veranstaltung begrüßen zu dürfen.

Programmablauf:

18:00 Uhr Begrüßung & Grußworte

Prof. Dr. Jörg Baberowski, Humboldt-Universität zu Berlin, Lehrstuhl für die Geschichte Osteuropas

Evelyn Zupke, SED-Opferbeauftragte beim Deutschen Bundestag

Dr. Thomas Lindner, Ministerialrat bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien

Dieter Dombrowski, Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft e.V.  

18:30 Uhr Vorträge & Fragerunde

Dr. Markus Mirschel – Lieferketten

Samuel Kunze – Gesundheitsschäden

ca. 19:30 Uhr Empfang & Austausch

Um Anmeldung wird gebeten! Bitte eine kurze Mitteilung an: s.czech@uokg.de             

Foto: Schuhproduktion im „Roten Ochsen“, StVE Halle/Saale I um 1983
Quelle: MfS-BV-Hle-AG-XXII-Sach-Nr-1-Seite-0029-Bild-0002