Luis Frómeta Compte ist frei! Ein Bericht von Tochter Janie vom Verein PatriaYVida

„Es ist der 3. März 2025, gegen Mittag deutscher Zeit. Ich bin zu Hause, der Alltag läuft wie immer – zumindest nach außen. Doch in meinem Inneren herrscht seit Juli 2021 ein ständiger Ausnahmezustand. Und dann klingelt das Telefon. Es ist meine Familie aus Kuba. Die Stimme meiner Familie zittert: Papa wird in einer Stunde freigelassen.

Ich kann es kaum glauben. Mein ganzer Körper beginnt zu beben. Meine Hände frieren ein, mein Herz rast. Sie lassen ihn raus da? Ich wende mich an die Deutsche Botschaft in Havanna sowie an das Auswärtige Amt in Berlin. Zu meiner großen Erleichterung erhalte ich umgehend Unterstützung. Ich bin so unendlich dankbar und glücklich. Ab jetzt darf nichts mehr schief gehen. Der deutsche Botschafter und Mitarbeitende der Botschaft machen sich sofort auf den Weg, um meinen Vater in Empfang zu nehmen.

Ich sitze da, unfähig, ruhig zu bleiben. Die Stunden fühlen sich an wie Jahre. Und dann, kurz nach 15 Uhr, erscheint auf meinem Handybildschirm ein Videoanruf. Ich sehe das Gesicht meines Papas. Ich breche in Tränen aus. Ich kann es nicht stoppen. Mein Papa weint. Und ich weine. Und wir lachen gleichzeitig. So viele Tränen, so viele Emotionen, so viel Liebe, die durch diesen Bildschirm fließt. Wir reden, aber die Worte verschwimmen im Schluchzen. Mein Körper zittert den ganzen Tag. Alles fühlt sich wie ein Traum an. Einer, den ich so lange geträumt habe – und der nun, plötzlich, Wirklichkeit ist.

Dieser Moment war kein Zufall. Er war das Ergebnis eines unermüdlichen Kampfes. Nicht nur von uns als Familie, sondern von so vielen Menschen, die nie aufgegeben haben und stets an unserer Seite standen. Von Organisationen, Aktivisten, Politikern, Unterstützern – überall auf der Welt. Danke! Unsere Dankbarkeit ist so groß, dass wir dafür nicht die richtigen Worte finden.

Von den über 1.100 politischen Gefangenen in Kuba wurden in diesem Jahr rund 230 unter strengen Auflagen und auf Bewährung freigelassen. Auch unser Papa gehört dazu. Doch wir dürfen uns nichts vormachen: Er ist noch nicht wirklich frei. Er darf Kuba nicht verlassen und muss auf die Ausreisegenehmigung der kubanischen Behörden warten. Die Gitter sind nicht mehr aus Eisen, aber sie sind noch da. Die freigelassenen politischen Gefangenen sind noch lange nicht frei.

Freiheit – was bedeutet sie? Für viele ist sie selbstverständlich. Für uns ist sie ein täglicher Kampf. Ein Hoffen. Ein Warten. Eine Forderung. Für uns bedeutet sie außerdem, als Familie wieder zusammen sein zu dürfen. In Sicherheit, in Frieden, in Liebe.
Und so blicken wir mit Zuversicht nach vorn – voller Dankbarkeit, Hoffnung und dem tiefen Wunsch nach einem baldigen Wiedersehen hier zu Hause bei uns in Deutschland – in Freiheit.“

Janie Frómeta Compte, Tochter des politischen Gefangenen Luis Frómeta Compte

Zum Foto: Die Farbe Weiß steht ja bekanntlich für Widerstand, Durchhaltevermögen, Freiheit und Neuanfang. Der erste Moment seiner Entlassung mit seinen Schwestern. Er lacht und weint.