Für die Reihe „Zeitzeugen berichten“ interviewte das Team der UOKG drei Zeitzeugen, die zwischen 1945 und 1955 von Sowjetischen Militärtribunalen zu hohen Haftstrafen verurteilt worden waren.

Bodo Platt, Dietrich Schopen und Jochen Stern sind an unterschiedlichen Orten im sowjetisch besetzten Teil Deutschlands in der Nachkriegszeit aufgewachsen und haben sich für einen demokratischen Aufbau eingesetzt. Dies brachte sie in Konflikt mit den Besatzungsbehörden, was schließlich für jeden von Ihnen die Verhaftung bedeutete. Alle drei wurden von Sowjetischen Militärtribunalen zu hohen Haft- und Lagerhaftstrafen verurteilt. Insgesamt wurden ca. 40.000 – 50.000 deutsche Zivilisten von Sowjetischen Militärtribunalen verurteilt, rund 2.500 wurden hingerichtet.

Bodo Platt

Bodo Platt wurde 1930 in Görlitz geboren und verbrachte seine Kindheit und frühe Jugend in Liegnitz/Legnica (Schlesien). Nach Kriegsende kehrte er nach Görlitz zurück, wo er 1948 verhaftet wurde. Wegen angeblicher Spionage und Zugehörigkeit zu einer faschistischen Organisation wurde er von einem Sowjetischen Militärtribunal zu 20 Jahren Arbeitslager verurteilt. Nach einem mehrmonatigen Aufenthalt im Speziallager Sachsenhausen wurde er nach Inta in der Sowjetunion transportiert und musste dort im Kohlebergbau arbeiten. Bodo Platt wurde 1955 aus dem Lager entlassen und kehrte 1956 in die Bundesrepublik zurück.

Dietrich Schopen

Dietrich Schopen wurde 1931 in Holzhausen geboren und besuchte eine Oberschule in Schwerin. Aufgrund seines Engagements für die LDPD wurde er 1950 verhaftet und anschließend von einem Sowjetischen Militärtribunal in Schwerin zu 25 Jahren Straflager verurteilt. Über verschiedene Stationen kam er ins sibirische Taischet. 1953 wurde er in die DDR entlassen, 1955 floh er in die Bundesrepublik.

Jochen Stern

Jochen Stern wurde 1928 in Frankfurt (Oder) geboren und arbeitete zunächst als Lehrer. 1946 wurde er Mitglied der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands (LDPD). Daraufhin wurde er 1947 verhaftet und ein Jahr später von einem Sowjetischen Militärtribunal zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Nach mehreren Jahren in der Justizvollzugsanstalt Bautzen II wurde er 1954 in die Bundesrepublik entlassen.

Kamera und Ton:
Lucas Hütter

Redaktion:
Alesch Mühlbauer
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Das Trauma der politischen Verfolgung und Inhaftierung in der ehemaligen DDR-Diktatur hinterlässt nicht nur bei den betroffenen Eltern Spuren. Es wirkt sich ebenso auf deren Kinder und Kindeskinder aus.

Am 10. November 2023 veranstaltete der Freiheit e. V. eine Podiumsdiskussion zum transgenerationalen Umgang von Posttraumata innerhalb der Familie. Dazu gaben die Familien Bause und Wolf einen Einblick in ihre ganz persönlichen Erfahrungen. Sie berichteten über die Fragen, die sich wohl alle Eltern stellen würden: Wann, wie und vor allem was sage ich zu meinem Kind? Bei beiden Familien sind die Kinder nach 1989 geboren worden und haben die Verfolgung als solches nicht unmittelbar miterlebt. Trotzdem sind die traumatischen Erlebnisse der jeweiligen Eltern immer wieder Thema im innerfamiliären Austausch und prägten die Kinder. So studierte Herr Wolf jun. Geschichte und führt heute interessierte Besucher durch die Gedenkstätte Andreasstraße, der ehemaligen Untersuchungshaftanstalt der Stasi. Familie Bauses Töchter studierten Pädagogik und Psychologie. Auch hier lässt sich vermuten, dass die eigenen Erlebnisse mit den Eltern, diese Wahl beförderten.

Als Einstieg, in dieses interessante und längst nicht ausreichend erforschte Thema, hielt die SED-Opferbeauftragte Evelyn Zupke, die tagtäglich mit Betroffenen in Kontakt kommt, ein sehr einfühlsames Grußwort. Wissenschaftlich fundiert berichtete Dr. Nicole Immler über ihre Forschung zum institutionellen, gesellschaftlichen und familiären Dialog bezüglich der Traumata. Dabei verwies sie auf die immense Bedeutung der Anerkennung des Leids, die auf gesetzlicher (strafrechtliche Rehabilitierung) und auf sozialer (Dialog) Ebene stattfinden muss. Fachkundig moderiert wurde die Podiumsdiskussion vom Thüringer Landesbeauftragten Dr. Peter Wurschi. Und trotz oder gerade wegen des schwierigen Themas danken wir insbesondere Gert Krambehr für seine musikalischen Einlagen, die in uns die Schwere und die Leichtigkeit des Lebens in Erinnerung rief.