„SED-Opfer dürfen nicht in Vergessenheit geraten“

Dieter Dombrowski, Bundesvorsitzender der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG):

 „Es ist ein Tag der Freude für alle Deutschen und ein ermunterndes Zeichen für die ganze Welt, dass friedliche Revolutionen erfolgreich sein können. Wichtig ist, dass die Opfer der SED-Diktatur nicht in Vergessenheit geraten. Die Opferpension reicht oft nicht aus, um die Opfer der SED-Diktatur angemessen zu entschädigen. Aktuelle Studien -zuletzt die BIS-Studie des Berliner Aufarbeitungsbeauftragten- zeigen, dass die Opfer der SED-Diktatur besonders häufig von Altersarmut betroffen sind. Im Sinne der zumeist älteren Betroffenen sind schnelle Lösungen erforderlich, wie beispielsweise eine deutliche Erhöhung der Opferpension. “

Entsprechende Vorschläge sollten nun zügig an die Landesregierungen und den Bund herangetragen werden, so Dombrowski abschließend.

Der Bundesvorsitzende nimmt an den offiziellen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit in Erfurt teil.

Die Arbeitsgemeinschaft Fünfeichen hatte am Samstag, 17. September 2022, zu einer Gedenkveranstaltung in Neubrandenburg eingeladen. Die Gedenkveranstaltung erinnerte an die Verbrechen der Nazis und der sowjetischen Geheimpolizei. Fünfeichen diente seit 1939 den Nationalsozialisten als Kriegsgefangenenlager. Ab 1945 dem sowjetischen Geheimdienst. Bis 1948 starben etwa 15.000 Menschen. In ihrer Begrüßungsrede mahnte die Leiterin der Gedenkstätte Frau Rita Lüdtke sich an die Gewalt zu erinnern und sie nicht zu vergessen. Der Bundesvorsitzende der UOKG, Dieter Dombrowski erinnerte in seiner Rede daran, wie in der DDR niemand über die Verbrechen der sowjetischen Geheimpolizei sprechen durfte. Heute können wir und müssen wir darüber reden, sagte Dombrowski abschließend.An der Veranstaltung nahmen etwa hundert Besucher teil, darunter auch vier ehemalige Insassen.

Laut einer aktuellen Studie des Berliner Instituts für Sozialsforschung GmbH (BIS), verfügen die Verfolgten der SED-Diktatur über ein geringeres Einkommen (1.418 €) als der durchschnittliche Berliner (Jahr 2019: 1.621 €). 39 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studie verfügen sogar über ein Haushaltseinkommen von unter 1.000 €. Die Berechnungen der aktuellen Studie beziehen sich ausschließlich auf das Land Berlin. In Brandenburg ergab eine Studie aus dem Jahr 2020, dass fast jeder zweite Haushalt dort lebende Betroffene über ein Haushaltseinkommen von monatlich weniger als 1.000 € verfügt.

Die vom Berliner Beauftragten zur Aufarbeitung der SED Diktatur, Tom Sello vorgestellte Teilstudie, die sich unter anderem mit den Beratungsangeboten und Rehabilitierungsprozess für politisch Verfolgte der SED-Diktatur befasst, beruht auf einem Beschluss des Abgeordnetenhauses aus dem Jahr 2017, im November 2020 begannen die Untersuchungen des Instituts (BIS). Knapp 490 Betroffene wurden hierfür online befragt.

Bild: Katharina Kosak, www.kosakdesign.de

Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur hat im Rahmen des internationalen Ausstauschprogrammes „Memory Work“ an Dr. Ivanov ein Stipedium bewilligt. Die UOKG e.V. untersützt Herrn Ivanov als Partnerorganisation. Das Projekt „Die letzte Adresse“ wurde 2013 von dem Moskauer Journalisten Sergej Parchomenko auf Grundlage eines Mottos ins Leben gerufen, dass stark an die Bewegung „Stolpersteine“ „ein Name, ein Leben, ein Zeichen“ erinnert. Das Ziel der „letzten Adresse“ besteht jedoch darin, an diejenigen die den sowjetischen Sicherheitsdiensten im Zeitraum von 1918 bis 1990 zum Opfer fielen, zu erinnern. Durch eine Tafel wird auf die letzte Lebensphase von Menschen aufmerksam gemacht, die als Verfolgte des Sowjetregimes in Folge erdachter Anklagen verhaftet wurden und zu Tode kamen. An dem letzten Wohnort wird eine 11 mal 19 Zentimeter große Tafel an die Hauswand angebracht. Neben Vorname, Familiennamen, Geburtsdatum, Datum der Verhaftung und Sterbedatum kann man dort den Beruf und das Datum der Rehabilitation der Person, die durch die Verfolgung sowjetischer Behörden zu Tode kam, erfahren. An der Stelle eines Fotos, ist eine Leerstelle ausgeschnitten. Das Projekt existiert in 6 Ländern: Russland, Ukraine, Georgien, Moldawien, Tschechische Republik und Deutschland. Der deutsche Zweig des Projekts entstand im Jahr 2018 auch auf Initiative von Herrn Ivanov, der zuvor mehrere Jahre als Kurator des St. Petersburger Zweigs der „letzten Adresse“ tätig war. Die erste Gedenktafel in Berlin wurde am 8. Juli 2022 in der Mengerzeile 8 im Ortsteil Alt-Treptow eingeweiht und erinnert an den 1951 hingerichteten Fritz Storch.