Cottbusser Häftlingsgemeinschaft
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Thomas 17.11.05  19:17:30
Ein Gruß an euch Alle. Kurz vor Weihnachten 1984 wurde ich verhaftet. Es hagelte Drohungen, Paragraphen. Die öffentliche Herabwürdigung der Friedenspolitik der DDR hatte gesessen. Sie schäumten vor Wut. FÜNF Jahre wurden mir in Aussicht gestellt...Ihr kennt das so oder ähnlich sicher selbst. Nach 6 Monaten in der UHA des MfS wurde ich nach Cottbus geschleppt. Endlich keine zugemauerten Fenster mehr, dachte ich und schon hagelte es Schläge...R.T. hatte gefallen an mir gefunden, vielleicht gab es auch Begleitpapiere mit Anweisungen...So lernte ich im Zugang noch nicht angekommen, seine privaten Gemächer mit Tigerkäfigen kennen. Ich wurde sehr krank..Irgendwann holten sie mich raus und trieben mich in einen Block. In der zweiten Etage fand ich mich in einer Zelle für 30! Häftlinge wieder. Unter anderem war hier das Küchenkommando untergebracht. In einem Nebenverließ standen 30 Betten, dicht an dicht, drei Etagen hoch... Ich war fassungslos. Das die roten Schweine Verbrecher sind und waren wußte ich, aber welche OPervbersitäten ich noch bei ihnen erleben würde, war mir bis dahin unbekannt. Ich war ja ein Frischling...In der Küche traf ich auf Erdbeernase, der sehr erfreut war mal wieder einen gelernten Koch in seiner Küche zu haben. Wie haben die das Essen nur vor mir gemacht? In meiner Position als 1. Koch konnte ich den Häftlingen ab und zu helfen. Mal war es ein Stück Brot, mal ein Klecks Marmelade und Zwiebeln waren immer heiß gegehrt. Ich mußte nur vorsichtig sein, denn nicht nur die wachmannschften beäugten mein Tun mit Sorgfalt, sondern auch die internen Küchenspitzel wollten sich ständig eine Vergünstigung verdienen. Nie vergessen werde ich das Schälkommando im Kartoffelkeller, der eher eine Kloake war. Es stank entsetzlich, es war nass und kalt. So wie diese Häftlinge behandelt wurden, so war das ganze verfluchte Regime. Ich brachte ihnen heimlich warmen Tee, wo es möglich war auch mal einen Apfel. Vielleicht erinnert sich noch einer an den Koch der Udo Lindenbergs Lieder in der Küche sang. Ich habe viele gute Kameraden in Cottbus gefunden, viele gebrochene Seelen, soviel geschundene Jahre und doch so viel Mut, Hoffnung und Kraft. Danke, Männer für den Zuspruch. Mein geheimnisvoller Anwalt Herr Vogel aus Berlin hat mir in die U-Haft zwei nette Briefe geschickt. Ich habe ein Jahr die Suppe gerürt und Freund auf Freund wurde nach Chemnitz geholt...l Mit mir hatten die roten Verbrecher Anderes vo. Am letzten Tag schickte mich ein pickelübersäates Narbengesicht des MfS zurück nach Leipzig. Dort erwartete mich nichts Gutes. Die beiden Majore oder was immer sie waren, die die ersten Verhören durchpeitschten, hatten mir schon geflüstert das sie mich nie aus der DDR lassen würden. Waren meine Gedichte und Geschichten daran Schuld? Jedenfalls verging ein weiteres Jahr mit wöchentlicher Meldung, Verlust des Arbeitsplatzes-nun Hilfsarbeiter, Zuweisung einer nassen und kaputten Wohnung, offene Briefe und Pakete, Wohnungseinbruch und Observationen am laufenden Band. Ich drohte irre zu werden, war wohl schon irre. Die Zersetzung feindlich negativer Kräfte nannte Herr Mielke und Herr Wolf das. Danke, das ihr uns nicht gleich erschossen habt!!! Jedenfalls meine Seele haben sie erschossen, meinen Körper angeschossen und meinen Geist belebt. Ihr, meine Feinde, habt mich klüger gemacht. Dann durfte ich endlich weg. So und so viele Stunden hatte ich Zeit. Hektik, Stress und die Frau hochschwanger. In Westdeutschland im Lager wurde ich zu weiteren dubiosen Herren geführt. Sie interssierten sich für Einzelheiten... Sitzen "DIE" jetzt auch schon hier? Ja, sie sitzen immer noch überall. In Detekteien, in Anwaltskanzleien, in der Bundeswehr, Polizei und in der Wirtschaft. Schade Deutschland. Uns Ehemaligen geht es wesentlich schlechter, denn wir haben keine Lobby. Wer mehr lesen möchte von meinem ganz normalen Wahnsinn in der DDR, kann das in dem Buch"Als die Schatten länger wurden." Erschienen im Wartburg Verlag in Weimar. Durchhalten, Kameraden.
43.  
Verteilerkreis Stasiopfer 25.07.05  18:43:46
Kann uns jemand mitteilen, was aus Arafat geworden ist? Vielleicht sollte mal einer von Euch eine Seite mit Phantombildern der Banditen erstellen, mit Wohnanschrift und vielleich heimlich gemachten Fotos. Bei jedem Klappern in der Nacht sollen sie gerade im Bett stehen und zittern.
 
Kommentar:
4. 6. 1999: - 27 Monate Haft für Wärter "Arafat". COTTBUS - Still und blaß vernahm "Arafat" gestern das Urteil des Landgerichts: Wegen Mißhandlung von politischen Häftlingen in 24 Fällen muß Ex-Gefängniswärter Horst Jahn (51) 27 Monate ins Gefängnis. Dabei hätten ihm seine Taten die Schamesröte ins Gesicht treiben müssen: Mit Knüppeln, Schlüsseln und Handschellen hatte er seine Opfer ohne Vorwarnung malträtiert. Einem Behinderten stieß er die Krücke weg - er stürzte die Treppe herunter. Einen Häftling erhängte er "zum Schein" mit einem Strick. "Er wurde wie andere Aufseher von seinen Vorgesetzten als Werkzeug benutzt", sagte der Richter. "Die Taten waren aber auch durch DDR-Recht nicht gedeckt."
42.  
Hans-Juergen Tittel 16.07.05  02:12:54
Hallo Ihr alle! Ich war 2 Jahre in der Obhut der blauen Uniformen in Cottbus,vorher 3 Monate im Hotel am Spreeufer,1982-1984,wegen Republikflucht und Verbindungsaufnahme mit dem Feind(BRD). Zuerst stanzen fùr Pentacon; wieso mùssen die eigentlich keine Wiedergutmachung an uns zahlen? 3 Schichten, im Accord, kein Pardon, entweder Du schaffst die Norm oder Du darfst allein wie ein Tier haussen, in Einzelhaft, ohne Vebindung zur Aussenwelt. Danach durfte ich, da ich Maurer war, das alte Krankenrevier zu neuen Zellen umbauen. Welche Ironie, Du wirst eingesperrt, weil Du die Freiheit liebst und musst Zellen fùr andere bauen, die auch die Freiheit lieben. Viele haben den Tag herbeigesehnt, der Tag an dem sich 6.00 Uhr morgens die Zellentùr oeffnet und Dein Name wird aufgerufen, und Du weisst, Du siehst Dr.Vogel in Karl Marx Stadt und Du siehst Gießen. Auch fùr mich ist dieser Tag gekommen und ich konnte diesem System den Rùcken kehren. Erinnert Ihr euch noch an die sauberen Schlafanzùge im Spreeufer und dem Bohnenkaffee, Sonntags? Welcher Zynismus, den dieses System an den Tag gelegt hat. Meine Gerichtsverhandlung dauerte gerade mal 30 Minuten, dann war alles fertig. Ich war damals 25 Jahre alt, war verheiratet und hatte 2 Kinder, 3jahre und 1 Jahr alt. Als ich meinen Sohn und meine Tochter wiedersah, mussten sie mich erst wieder kennenlernen, ihren Vater wieder kennenlernen.
41.  
dieter zobel 25.03.05  01:55:13
es mag alles richtig sein??? doch ich und wir haben es an leib und seele erlebt. ich möchte erzählen wie ich es 6 jahre erlebt habe... dieter zobel
40.  
  gefunden bei WMH 16.03.05  08:29:08
Ueber das Schreiben im Arrest im Gefaengnis Cottbus --------- Nun, es war moeglich, aber wie so vieles andere auch sehr schwer ausfuehrbar. Ich habe darueber auch in meine Memoiren berichtet. Dabei muss ich einschraenken, ich war nur fuer 21 Tage im Jahre 1983 im Arrest. Eine Kugelschreibermiene wurde mir beim passieren zum Freihof von einem anderen Arrestkumpel zugesteckt. Das einzige Papier war das auf dem Toilettenkuebel in der Mitte des sonst leeren Raumes (die Pritsche war tagsueber an der Wand festgeschraubt), der zur Haelfte mit Wasser fuer die Notdurft gefuellt war. Im Gegensatz zur Stasihaft auf der Bautzner Strasse in Dresden wurde die Arrestzelle in Cottbus tagsueber kaum kontrolliert. Ich war am Reimen nicht interessiert, wohl aber am Erinnern von Beweisen mathematischer Theoreme aus meiner Studentenzeit und am Erinnern lange vergessener Gedichte und Kirchenlieder, die ich seit der Kindheit verloren glaubte. Die Einsamkeit im Arrest brachte Bruchstuecke davon wieder in Erinnerung und die Moeglichkeit diese Teile zu notieren half der Erinnerung das Ganze zu rekonstruieren. Es war die einzige geistige Beschaeftigung die mir dort verblieb. So drehte ich tagsueber meine Runden auf dem dunkel ziegelrot gefaerbten Fussboden, in dem andere schon ihre Spuren hinterlassen hatten, sitzen war ja nicht erlaubt, und auch gar nicht moeglich wegen der gefaehrlichen Kaelte des Betons, dabei alte Kirchenlieder singend und das "Lied von der Glocke" rezitierend, die mir mein Vater so viele Male auswendig vorgesagt hatte. Am Abend machte "Arafat" stets seine Runde, mit ein paar Zwergen. Neben ihm sah fast jeder andere Waechter aus wie ein Zwerg. Man musste raustreten, die wenigen Kleidungsstuecke ablegen und durfte den Schlafanzug in Empfang nehmen. Waehrend der Zeit wurde die Zelle durchsucht und die Matratze von der Wand heruntergeschlossen. So geschah es das ich einmal nicht rechtzeitig ein Stueck beschriebenes Toilettenpapier im Kuebel versenkt hatte und Arafat den Schreiber von mir wollte. Die Kugelschreibermiene hatte ich gut versteckt, er konnte sie auch waehrend einer halben Stunde (ich hatte natuerlich keine Uhr) Suchens nicht finden. Aus Hass liess mich "Arafat" waehrend der ganzen Zeit der Suche nackt auf dem Flure stehen. Dann gab er auf, offenbar lockte das Fernsehen zu sehr. Im Kurzen: Es war wahrscheinlich unmoeglich fuer jemand wie mich, Geschriebenes herauszuschmuggeln, aber es war trotzdem moeglich, sich geistig zu beschaeftigen. Und das war schon SEHR wichtig, um auch geistig zu ueberleben! Dem unbekannten Kumpel, der mir dort die Miene zugesteckt hat, moechte ich auf diesem Wege meinen Dank aussprechen. Einer der naechsten Haeftlinge wird wohl die Miene im sicheren Versteck gefunden haben. Zeit zum Suchen und Erkunden der vier Waende, zwei davon Gitter vor Fenster und Tuere, hatte man da genug. WMH
39.  
Heinz Bleck 04.03.05  17:41:57
Bin durch zufall auf diese Seite gestoßen,ich war den Tränen nah.Habe von Juni 1981 bis März 1982 meine Haftzeit in Cottbus verbracht.War zuletzt bei (Ledertache) der war Hautmann sein richtigen Namen weis ich nicht mehr.Ansonsten verblasst langsam meine Erinnerung , doch Arafat,R.T. und Pfeffernase sind mir noch ein Begriff.
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Rainhard Kavel 18.01.05  14:53:26
Da ich selbst in Cottbus für 18 monate war weiss ich von dem Schmerz und Leid .Ich denke mit Wut an Arafat und RT zurück .Hoffe deshalb das die alte Anstalt als Erinnerung bleibt.Und wo bleibt das interesse an der Geschichte der Haftanstalt bei der Bevölkerung in Cottbus.Wir müssen alles tun um es nicht in Vergessenheit geraten zulassen
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hammer ,lothar 14.01.05  20:12:46
war von 1969 -73 in cottbus. es wahr dieschlimmste zeit meines lebens, noch heute habe ich alpträume, denke ich an spitzmaus und co . kenne noch vieles was dort geschah!
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Landgraf,Jürgen 30.12.04  22:01:44
Bei dem Lesen der Beiträge kommen die Erinnerungen wieder. 1978-!979 Cottbus EB9 gearbeitet in der Wäscherei für viele die kurzen Unterhosen genäht, leider sind bei der Rentenversicherung dafür keine Entgeldpunkte gutgeschrieben worden. Aber vielleicht Erinnern sich jetzt einige an mich. PS.: Bei den Gedanken an Sorbische Annanas bekomme ich Beklemmungen.
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Udo Steinacker 27.12.04  18:08:28
Nach 8 Monaten Untersuchungshaft bei der Stasi in Erfurt bin ich im Juni 1981 nach Cottbus verlegt wurden. Dort habe ich bis zum einer Abschiebung in der Küche gearbeitet. Habe in diesem Zeitraum auch die Essenverweigerung miterlebt. Die Wachmannschaften hatten damals den Raum mit Hunden gewaltsam geräumt. Der damalige Anstaltsleiter hatte an diesen Tag wahllos auf Häftlinge eingeprügelt. Wurde dieser Mann eigentlich zur Verantwortung gezogen ??
 
Kommentar:
Der Anstaltsleiter trat zuletzt als Zeuge (!) beim Prozess gegen R.T. im Cottbusser Landgericht auf. Ihn selbst hat offenbar bisher noch niemand etwas nachgewiesen ... Schöne neue Welt.
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