Die Stadt Trier hatte sich bereit erklärt, nahe der Karl-Marx-Statue eine Gedenktafel aufzustellen. Dafür wurde foldenger Text formuliert:

Karl Marx ist der bekannteste Sohn der Stadt Trier. Wie kaum ein anderer hat er die unerhörte Dynamik seiner eigenen Zeit analysiert und wachsende Ungleichheit und Ausbeutung kritisiert. ,Das Manifest der Kommunistischen Partei’ und ,Das Kapital’ gehören heute zum Unesco-Weltdokumentenerbe. Die Würdigung seines Lebenswerkes jenseits von Legendenbildung und ideologischer Vereinnahmung ist der Stadt Trier ein großes Anliegen. Seine Ideen sind im 20. Jahrhundert zu Aufbau und Rechtfertigung von Diktaturen missbraucht worden. Seine Denkanstöße können aber auch heute noch dazu dienen, unseren Blick für die Probleme der Gegenwart zu schärfen.“

Dieser Text wurde ohne jegliche Beteiligung der Opferverbände verfasst, sodass es nicht verwundert, dass er nichts mit einer kritischen Auseinandersetzung mit Karl-Marx und seinen Lehren zu tun hat. Ganz im Gegenteil, der Text ist eine zusätzliche Würdigung, Karl Marx soll ohne jeden Zweifel positiv im Gedächtnis bleiben.

Marx und seine Ideen sind jedoch, anders als im Text behauptet, keineswegs missbraucht worden. Die kommunistischen Diktatoren haben sich wortgetreu seine Leitsätze, wie die gewaltsame Beseitigung der Klassenunterschiede, die Abschaffung der Gewaltenteilung, die Abschaffung des Privateigentums und die Unterordnung allen staatlichen Handelns unter das Diktat des Proletariats, sowie seinen bösartigen Antisemitismus, der weit über seine Zeit hinaus ging, zu eigen gemacht.

Unser Bundespräsident meint, dass man Marx nicht fürchten, ihm aber auch keine goldenen Statuen bauen müsse.

Die UOKG hatte die Stadt Trier aufgefordert den Text im Interesse der vielen Millionen Opfer weltweit und der Hunderttausenden Opfer in der DDR, an welche in keiner Weise erinnert wird, zu überarbeiten.

Die Aufforderung wurde mit folgendem entlarvenden Zitat beendet: „Die Kommunisten […] erklären es offen, daß ihre Zwecke nur erreicht werden können durch den gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnung. Mögen die herrschenden Klassen vor einer Kommunistischen Revolution zittern.“ (Marx, Engels: Manifest der Kommunistischen Partei, 1848, MEW 4, S. 493)

Diese Woche kam nun die Antwort der Stadt Trier auf die Aufforderung. Sie macht deutlich, dass die Stadt Trier es einfach nicht verstehen will. Sie sieht es als selbstverständlich an, dass die Stadt Trier Karl-Marx mit einer Statue ehrt und es unstrittig sei, dass Marx und seine Texte missbraucht wurden. Die vollständige Antwort finden Sie in der Anlage.

 

 

In dieser Woche hat die Bundesregierung auf eine Anfrage der FDP-Fraktion unter anderem zur Digitalisierung der Stasi-Unterlagen geantwortet.

Demnach würde eine vollständige Digitalisierung aller Aktenbestände des Bundesbeauftragten für die Unterlagen das Staatssicherheitsdienstes der DDR einschließlich des Archivs an Audio- und Videoaufnahmen sowie an Fotos schätzungsweise 253 Millionen Euro kosten. Hinzu kämen etwa 50 Millionen für den Aufbau und die laufende Unterhaltung eines digitalen Magazins.

Der derzeitige Stand der Digitalisierung liege bei dem Schriftgut gerade einmal bei 0,2 Prozent. Bei den Tondokumenten seien es schon 53 Prozent.

Dieter Dombrowski, Bundesvorsitzender der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG):

Von Hunderttausenden Opfern von SED und Stasi wird die Aufarbeitung des Unrechts der zweiten Deutschen Diktatur eher als Gedenkstättenkultur empfunden. Die Opfer von SED und Stasi haben einen Anspruch auf ganze Wahrheit. Für alles ist Geld da,“ so Dombrowski, „für die Aufklärung des SED-Unrechts offensichtlich nicht. Das ist frustrierend für die Opfer!

Ansprechpartner: Benjamin Baumgart; 030/55779620; presse@uokg.de

Märkische Allgemeine

Viele Eltern vermuten, dass ihnen in der DDR der Tod ihres neugeborenen Kindes nach der Geburt vorgetäuscht wurde. Auf diesen schlimmen Verdacht reagiert die Beauftragte des Landes Sachsen Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Frau Neumann-Becker, nun mit einem Forschungsvorhaben.

In diesem Forschungsprojekt geht es um die Aufarbeitung der schweren und häufig lebenslang prägenden Erfahrung, ein Kind verloren zu haben. Seit einigen Jahren kommen Frauen auf die Landesbeauftragte zu, die der Information keinen Glauben (mehr) schenken, ihr Kind sei vor, während oder nach der Geburt verstorben. Diese Frauen haben meist in den 1970er oder 1980er Jahren in der DDR ihr Kind entbunden. Heute stellen eine Reihe der betroffenen Frauen diese Information in Frage. Sie halten für möglich, dass ihr Kind nicht gestorben ist, sondern lebt und nicht über seine Herkunft informiert ist.
In unserem Forschungsprojekt sollen diese Fragen unter medizinischen, ethischen und historischen Aspekten in einem Pilotprojekt umfassend aufgearbeitet werden
„, so Frau Neumann-Becker.

Die entsprechende Pressemitteilung mit weiteren Informationen finden Sie im Anhang.