Die Aufarbeitungsbeauftragte und die evangelische Erwachsenenbildung des Landes Sachsen-Anhalt laden zum Zeitzeugenclub für von SED-Unrecht betroffene Menschen und ihre Familien ein.

Das Ende der SED-Diktatur liegt gut 30 Jahre zurück. Viele Menschen waren betroffen von Verfolgung und Repression, Ausgrenzung und Diskriminierung. Sie sind heute wertvolle Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Gegen das Vergessen und für den Dialog zwischen den Generationen ist das Sprechen über das unaussprechliche Unrecht wichtig, aber oft nicht einfach.

Die Beauftragte des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur bietet deshalb in Zusammenarbeit mit der evangelischen Erwachsenenbildung einen Zeitzeugenclub für betroffene Menschen und ihre Familien an. Unter der Leitung der Psychologin Elisabeth Vajna werden sich die Teilnehmenden in Gruppengesprächen und im Rahmen von Schreibübungen den persönlichen Erfahrungen und Fragen nähern, um Worte zu finden für das Schweigen und Möglichkeiten, wie darüber erzählt werden kann.

Termine 2023:

Freitag, 28.04.2023
Freitag, 16.06.2023
Freitag, 07.07.2023
Freitag, 01.09.2023
Freitag, 06.10.2023
Freitag, 03.11.2023

Alle Termine finden jeweils von 17:00 – 18:30 Uhr in den Räumen der Evangelischen Erwachsenenbildung Sachsen-Anhalt, Bürgelstraße 1, 39104 Magdeburg statt. Um eine Anmeldung zu den Terminen wird gebeten.

Ansprechpartnerin für weitere Fragen:

Elisabeth Vajna, M.Sc. Psych.
Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Kompetenznetzwerk für psychosoziale Beratung und Therapie Betroffener von SED-Unrecht
Schleinufer 12
39104 Magdeburg
Tel.: 0391-560 1503
E-mail: elisabeth.vajna@lza.lt.sachsen-anhalt.de

Anlässlich des Jahrestages des russischen Einmarschs in die Ukraine am 24. Februar erklärt Dieter Dombrowski, Bundesvorsitzender der UOKG:

Seit einem Jahr führt Russland einen grausamen Angriffskrieg gegen die Ukraine und versucht mit menschenverachtender Gewalt und Zerstörung, europäische Grenzen neu zu ziehen. Es ist ein Angriff auf die europäische Nachkriegsordnung, auf territoriale Souveränität und auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker.

Ein völkerrechtswidriger Krieg, der großes Leid über die Menschen in der Ukraine bringt. Der gegen die Schwächsten und Verwundbarsten geführt wird. Der heutige Jahrestag ist ein Tag der Trauer und des Gedenkens. Der heutige Tag ist aber auch Anlass, den Menschen in der Ukraine erneut unsere Unterstützung und die Solidarität zu versichern. Die Ukraine ist nicht alleine! Deutschland und Europa stehen an der Seite Kiews und unterstützen die Ukrainerinnen und Ukrainer politisch, wirtschaftlich, humanitär und auch militärisch. Als sichtbares Zeichen der ungebrochenen Solidarität zum Jahrestag ist die ukrainische Flagge an der ehemaligen Mielke-Stasizentrale in Berlin-Lichtenberg gehisst.

Viele Betroffene von SED-Unrecht sind mittlerweile als Opfergruppe im öffentlichen Diskurs anerkannt und erhalten im besten Fall finanzielle Zuwendungen.

Allerdings dachte – außer ein paar wenigen betroffenen Müttern und Vätern − lange niemand an die „Vergessenen Kinder“ von politisch-inhaftierten Eltern, die während der Haftzeit und auch darüber hinaus eben nicht in Kinderheimen und anderen Einrichtungen der Jugendhilfe, sondern bei Verwandten und/oder Bekannten untergebracht worden sind. Herausgerissen aus ihrem gewohnten Umfeld, oft ohne Antworten auf ihre Fragen: „Wo ist Mama? Wo ist denn Papa?“ sind diese Kinder zurückgeblieben. Wenn sie Glück hatten war ihr neues „Zuhause“ liebevoll und fürsorglich, wenn sie Pech hatten, wurden sie von den neuen „Erziehungsberechtigten“ als belastend empfunden, da auch die Taten der Verwandten und Bekannten sich zwangsläufig auf das Leben der „Aufnehmenden“ auswirkten. Mittlerweile sind diese Kinder erwachsen, haben zum Teil eigene Kinder, aber der erlebte Verlust wirkt bis heute nach, bewusst oder unbewusst.

Auf dem ersten bundesweiten Frauenkongress, der August 2021 in Stollberg/Hoheneck stattfand, wurde die Resolution des Forums für politisch verfolgte und inhaftierte Frauen in der SBZ/SED-Diktatur e. V. verabschiedet. Neben anderen wichtigen Forderungen sind diese Vergessenen Kinder als erster Punkt aufgeführt. Das Ziel des Projektes „Vergessene Kinder“ ist diese Kinder dem Vergessen zu entreißen, sie ins Blickfeld der Öffentlichkeit zu rücken und die Thematik den Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft nahe zu bringen.

Wie viele Kinder waren überhaupt davon betroffen? Wie viele Kinder leiden noch heute unter den Folgen und wenn ja, in welcher Form? Wie können wir als Sprachrohr für diese Vergessenen Kinder agieren, wenn wir noch so gut wie nichts darüber wissen. Um auf hoffentlich all diese Fragen aussagekräftige Antworten zu bekommen, haben wir einen Fragebogen entwickelt, der genau das – bei zahlreichen Zusendungen – ermöglichen wird.

Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie selbst als Betroffene oder Betroffener den Fragebogen ausfüllen oder ihn an betroffene Eltern, Verwandte und Bekannte weitereichen würden. Das Projekt wird von Sandra Czech, unserer wissenschaftliche Mitarbeiterin federführend geleitet, sodass Zuschriften und Rückfragen bitte direkt an sie zu richten sind.

Den Fragebogen gibt es in zwei Varianten:

Klassisch: ausdrucken, handschriftlich ausfüllen, per Post zusenden.

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Oder

Digital: als ausfüllbares digitales Formular. Ausfüllen, abspeichern und per E-mail an s.czech@uokg.de senden.

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„Konflikt und Zusammenhalt“ lautet das Leitthema der 15. Geschichtsmesse der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur vom 2. bis 4. März im thüringischen Suhl. Das dreitägige Forum geht der Frage nach, wie einig, gespalten oder polarisiert unser Land und Europa im vierten Jahrzehnt nach der Teilung und dem Ende der kommunistischen Herrschaft sind.

Beim Auftaktpodium am Donnerstag, 2. März um 16:15 Uhr sprechen der Ministerpräsident von Thüringen Bodo Ramelow, der Schriftsteller Thomas Brussig, die Historiker Claudia Gatzka (Universität Freiburg) und Frank Hoffmann (Universität Bochum) sowie Vũ Vân Phạm vom Verein interkulturelle Arbeit, Jugendhilfe und Schule (RAA Leipzig e.V.) über die wechselseitigen Wahrnehmungen von Ost- und Westdeutschland. Wie hat sich der gesellschaftliche Zusammenhalt entwickelt? Welche Unterschiede sind erkennbar, etwa in der Wahrnehmung des Ukraine-Kriegs?

Am Freitag, 3. März um 19:30 Uhr findet die Premiere des für ARD und RBB produzierten Dokumentarfilms „STALIN – Leben und Sterben eines Diktators“ von Martin Hübner, Daniel und Jürgen Ast statt, der von der Bundesstiftung Aufarbeitung gefördert wurde. Anschließend sprechen die Historiker Jörg Baberowski (Humboldt-Universität zu Berlin) und Ulrich Mählert (Bundestiftung Aufarbeitung) über das Ende der Stalin-Ära vor 70 Jahren. Die Filmvorführung steht auch weiterem Publikum kostenlos offen.

Darüber hinaus bietet die Geschichtsmesse 2023 viele weitere Podiumsgespräche und Vorträge, etwa zu Desinformation und Polarisierung in den Medien sowie zur Zukunft der Aufarbeitung und der Vermittlung von Geschichte. Aus dem gesamten Bundesgebiet werden rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartet, insbesondere Multiplikatoren aus der Bildungsarbeit und der Aufarbeitung sowie Lehrkräfte.


Weitere Informationen zur Geschichtsmesse 2023 unter: www.geschichtsmesse.de

Die Universität Rostock sucht für die Studie „Bindung und seelische Gesundheit ehemaliger Wochenkrippenkinder“ Teilnehmende, die selbst als Kinder diese Einrichtungen in der DDR besucht haben.

In den Wochenkrippen der ehemaligen DDR wurden Säuglinge und Kleinkinder durchgängig von Montag bis Freitag, teilweise bis Samstag betreut und verbrachten nur das Wochenende bei der Familie. Bisher ist wenig darüber bekannt, wie es den ehemaligen Wochenkrippenkindern heute geht. Die Forschung weiß mittlerweile, dass die Erfahrungen im frühesten Kindesalter einen großen Einfluss auf das spätere Wohlbefinden eines Menschen haben. Mit dem Forschungsprojekt soll die seelische Gesundheit und die Bindungserfahrungen ehemaliger Wochenkrippenkinder untersucht werden.

Die Daten werden vertraulich behandelt, anonymisiert ausgewertet und nur für wissenschaftliche Zwecke genutzt. Die Forschungsergebnisse sollen der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden und in Beratungs- und Behandlungsangebote für ehemalige Wochenkrippenkinder einfließen.

Haben Sie selbst als Kind eine Wochenkrippe besucht?

Dann würden sich die Forscherinnen und Forscher sehr freuen, wenn Sie bereit wären, über Ihre Erfahrungen und Ihr jetziges Befinden zu berichten.

Wenn Sie sich für eine Teilnahme interessieren, melden Sie sich bitte telefonisch oder per E-Mail. Sie können auch online Ihre Kontaktdaten angeben, die Mitarbeitenden melden sich dann bei Ihnen.

Bitte gehen Sie dafür auf den folgenden Link: tinyurl.com/2vyxk4wn

Kontakt: Stefanie Knorr, Eva Flemming (Diplom-Psychologinnen)

wochenkrippe{bei}uni-rostock.de

Im Rahmen des Projektes „Die letzte Adresse“ wurde am Gebäude der Polizeistation in Parey am 24. Januar 2023 die fünfte Erinnerungstafel in Deutschland angebracht. Mit dieser Tafel wird an den in Parey geborenen und in Moskau erschossenen Polizisten Horst Avemann erinnert.

Die Memorial-Stiftung erinnert mit dem Projekt „Die letzte Adresse“ seit 2014 an Menschen, die den stalinistischen Säuberungen zum Opfer gefallen waren. In Russland gibt es mittlerweile über 1.000 solcher Tafeln. Die Stiftung wurde zwar in Russland inzwischen verboten, das Projekt wird jedoch in der Ukraine, der Republik Moldau, in Tschechien, Georgien und Deutschland fortgesetzt. In Sachsen-Anhalt war es die zweite Erinnerungstafel, im gesamten Bundesgebiet gibt es nun fünf.

Bei der Enthüllung der Erinnerungstafel in der Ernst-Thälmann-Straße in Parey war neben Dr. Anke Giesen von Memorial Deutschland und der Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Birgit Neumann-Becker auch Dieter Dombrowski anwesend. Der Bundesvorsitzende der UOKG erinnerte in einer Gedenkrede an den Pareyer Polizisten Horst Avemann, der im März 1950 verhaftet, wegen angeblicher Spionage verurteilt, nach Moskau verschleppt und erschossen wurde.

Kurzbiografie von Horst Avemann:

Polizist; geb. 9. 2. 1924 in Parey/Elbe/Prov. Sachsen; zuletzt wohnhaft Am Deich 2, Parey/Elbe/Sachsen-Anhalt
Hingerichtet am 12. 9. 1950 in Moskau

Avemann stammte aus einer Arbeiterfamilie und hatte drei Kinder. Der gelernte Maschinenschlosser diente von 1941 bis zum Kriegsende in der Wehrmacht an der Ostfront. Nach dem Krieg arbeitete er als Handelsvertreter. Zuletzt war er beim VP-Kreispolizeiamt in Genthin tätig. Avemann wurde kurz nach seiner Entlassung aus der VP am 12. 3. 1950 in seiner Wohnung in Parey verhaftet. Das SMT Nr. 48240 verurteilte Avemann am 3. 7. 1950 wegen Spionage für den britischen Geheimdienst zum Tode durch Erschießen. Das Präsidium des Obersten Sowjets lehnte sein Gnadengesuch am 8. 9. 1950 ab. Das Todesurteil wurde am 12. 9. 1950 in Moskau vollstreckt. Die GWP rehabilitierte ihn am 10. 10. 2001.