Zum Rücktritt von Christian Wulff
Opfer der SED-Diktatur schlagen Joachim Gauck als Kandidaten für das Bundespräsidentenamt vor

Uns Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft haben die unangenehmen Auseinandersetzungen um Bundespräsident Christian Wulff sehr betrübt.

Als UOKG hatten wir immer besonderes Vertrauen zu den jeweiligen Bundespräsidenten. Soweit ich es übersehe, haben sie sich alle stark in der Frage des Zusammenwachsens Deutschlands und der Aufarbeitung des Unrechts in der DDR verdient gemacht. Deshalb berührt uns die Beschädigung des Amtes des Staatsoberhauptes besonders.

Es ist jetzt dringend nötig, dass eine von einer breiten Mehrheit der Bevölkerung getragene Persönlichkeit diesem Amt erneut Autorität verleiht. Wir denken, dass kaum ein anderer für diese Aufgabe geeigneter ist als Joachim Gauck. Es gibt nur wenige so unumstrittene und in der Bevölkerung geachtete Persönlichkeiten wie ihn. Er steht in vieler Hinsicht über den Parteien und kann daher in hohem Maße integrierend wirken. Joachim Gauck würde die angeschlagene Autorität des Amtes nicht nur sehr schnell wieder herstellen, sondern wahrscheinlich noch stärken. Gleichzeitig trauen wir ihm zu, angesichts der großen Herausforderungen und Probleme, vor denen unser Volk und Land 2012 steht, unserer Bevölkerung die nötige Kraft und Orientierung zu geben.

Rainer Wagner, UOKG-Bundesvorsitzender

 

Zur Beförderung eines früheren DDR-Staatsanwalts in Brandenburg, der an Strafverfahren wegen „illegalen Grenzübertritts“ mitgewirkt hatte, erklärt der UOKG-Bundesvorsitzende Rainer Wagner, der selbst als 15-Jähriger wegen „versuchter Republikflucht“ zu einer Haftstrafe von einem Jahr und zwei Monaten verurteilt wurde:

„Für ehemalige politisch Verfolgte ist es nicht hinnehmbar, dass man einen derartigen Vorgang mit Aussagen zu legitimieren versucht, die damaligen Urteile hätten sich ‚im üblichen Rahmen‘ bewegt und seien nicht als ‚Übermaßentscheidungen‘ einzustufen.

DDR-Verurteilungen mit einem politischen Hintergrund werden heute als rechtsstaatswidrig definiert und die Opfer rehabilitiert. Jeder ehemalige DDR-Richter, der einst an einem solchen rechtsstaatswidrigen Verfahren beteiligt gewesen ist, hat sich fachlich und moralisch disqualifiziert und ist somit nicht befähigt, ein vergleichbares Amt in einem Rechtsstaat auszufüllen.

Jede politische Verurteilung stellte ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit dar. Die Haftbedingungen für ehemalige politische Inhaftierte in der DDR, speziell die der Verurteilung vorausgehende U-Haft, lassen sich entsprechend der ‚UNO-Konvention gegen Folter‘ aus dem Jahr 1984 als psychologische Folter charakterisieren.

Vor diesem historischen Hintergrund fordern wir eine bedingungslose kritische Auseinandersetzung mit der bisher in Vergangenheit und Gegenwart angewandten Beförderungspraxis in der Brandenburger Justiz.“

Nach Bundestagsdebatte: Kein Ende der Diskriminierung von DDR-Übersiedlern in Sicht

In den späten Abendstunden des 26.01.2012 hat der Deutsche Bundestag über Anträge von SPD und Bündenis90/DieGrünen „DDR-Altübersiedler und –flüchtlinge vor Rentenminderung schützen“ erstmalig debattiert und abschließend abgestimmt (TOP 12 der 155. Plenarsitzung).

Die Antragsteller wollten mit ihren Anträgen die anlässlich des Beitritts der DDR verfügte Diskriminierung der Generation „Flucht-Ausreise-Freikauf“ beenden. Die Anträge wurden mit den Stimmen der CDU, CSU, FDP abgelehnt.

Die Redner der Oppositionsparteien haben sehr klar die politischen Konturen des Konfliktes betont, vergangene rechtsstaatliche Versäumnisse eingeräumt und für Zustimmung zu den Anträgen geworben.

Die Redner der Koalitionsparteien haben das Angebot zur Zusammenarbeit nicht angenommen und sich gegen eine Korrektur zugunsten der Betroffenen ausgesprochen. Eigene Anträge zur Wiederherstellung des verletzten Rechts wollten sie nicht in Aussicht stellen.

Beim Petitionsausschuss des Bundestages liegt seit 2006 eine Sammelpetition aus mehreren hundert Einzelpetitionen, mit der die Regierung aufgefordert wird, die rückwirkende Einbeziehung der ehemaligen DDR-Flüchtlinge in den Prozess des Beitritts der DDR rückgängig zu machen. Mehrere Redner der Opposition forderten, alles dafür zu tun, dass dieser Petition nicht das gleiche Schicksal zuteil wird wie den auf der 155. Plenarsitzung abgelehnten Oppositionsanträgen.

UOKG und IEDF sind jederzeit offen für ein konstruktives Gesprächsangebot.

Der Verfassungsschutz beobachtet führende Politiker der SED-Nachfolgepartei „Die Linke“.
Die Opfer der SED-Diktatur begrüßen dies ausdrücklich.

Hierzu Rainer Wagner, Bundesvorsitzender des Dachverbands der SED-Opfer:

“Wir politisch Verfolgten des SED-Regimes leiden noch heute an den Spätfolgen des Unrechtsstaates DDR.
Das macht uns sensibel gegen alle Bestrebungen, die auf eine Systemveränderung unserer freiheitlichen Demokratie hinarbeiten. Dass in der Linken solche Bestrebungen zu finden sind, daran besteht kein Zweifel.“

Rainer Wagner hat sich diesbezüglich mit einem Schreiben an die Spitzen der Bundestagsfraktionen von CDU/CSU, FDP, SPD und BÜNDNIS 90/Die Grünen gewandt. In diesem Schreiben ersucht Wagner die Fraktionen, die Beobachtung der „linksextremen früheren SED durch den Verfassungsschutz aufrecht zu erhalten.“ Solches sei notwendig, um „unsere Demokratie vor Schaden zu bewahren.“

Ernst-O. Schönemann, stellvertretender Bundesvorsitzender ergänzt:

“Die Gefährlichkeit der „Linkspartei“ darf nicht unterschätzt werden. Diese Partei dokumentiert tagtäglich ihre Nähe zur SED, hofiert Ex-Stasileute, schützt Leute mit Stasivergangenheit in Ihren Reihen und verhöhnt die Opfer. Hier nicht genauer hinzusehen, wäre grob fahrlässig.“

In dem am vergangenen Freitag veröffentlichten Abschlussbericht zur Überprüfung der Brandenburger Landtagsabgeordneten auf Stasi-Tätigkeit wird die Abgeordnete der Linkspartei Gerlinde Stobrawa als Informelle Mitarbeiterin eingestuft. Die Expertenkommission hielt die bisherige Aussage von Stobrawa, sie habe als Mitarbeiterin beim Rat des Bezirks Frankfurt (Oder) nur dienstliche Kontakte zum MfS gehabt, für „nicht glaubhaft“.

Die Kommission kommt zu dem Schluss, die von Stobrawa an das MfS gelieferten Informationen „gingen über den dienstlichen Rahmen hinaus und hatten denunziatorischen Inhalt“.

Die Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG) fordert Gerlinde Stobrawa auf, nun die notwendige Konsequenz zu ziehen und ihr Landtagsmandat niederzulegen. Dies ist auch angesichts einer aktuellen Umfage, in der sich mehr als zwei Drittel der Brandenburger gegen ehemalige Stasi-Mitarbeiter in politischen Ämtern und öffentlicher Verwaltung aussprachen, ein alternativloser Schritt.

– – – – – – –
Den vollständigen Brandenburger Landtagsbericht finden sie hier

Zum Tod des früheren tschechischen Staatspräsidenten Václav Havel erklärt Rainer Wagner, Bundesvorsitzender der Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG):

„Die UOKG, der Dachverband der politisch Verfolgten aus der früheren sowjetischen Besatzungszone und der DDR, trauert um Václav Havel, der durch seinen jahrzehntelangen Kampf gegen totalitäre Strukturen zum Wegbereiter der politischen Umwälzungen in Mittel- und Osteuropa wurde.

Als Dichter und Dissident internationalen Ranges galt sein Streben einer humanen Gesellschaft, die die Einhaltung der Menschenrechte gewährleistet. Für dieses Ziel nahm er Publikations- und Aufführungsverbote und eine mehrjährige Haft mit schweren gesundheitlichen Folgen in Kauf.

Ob während des Prager Frühlings 1968, als Sprecher der Bürgerrechtsbewegung „Charta 77“, als Protagonist der Samtenen Revolution 1989 oder als Staatspräsident- Václav Havel fühlte sich den Prinzipien der Wahrheit, Humanität und Völkerverständigung verpflichtet und kämpfte kompromisslos für sie. Sein Wirken und Vorbild beförderten die Oppositionsbewegung in der DDR und trugen so maßgeblich zur Friedlichen Revolution des Jahres 1989 bei.

Dem politischen Akteur, dem Künstler, der Konflikten niemals auswich, dem aufrechten Menschen Vàclav Havel gilt unsere Trauer, unser Dank und Respekt.“