Polizeiknast wird Lernort


(Foto: CSachse)

Das berüchtigte gemeinsame Untersuchungsgefängnis von Volkspolizei und Stasi in der Berliner Keibelsstraße soll nach dem Willen von Bildungssenatorin Sandra Scheeres ein Lernort für Schüler werden. Der unweit des Alexanderplatzes gelegene Gefängnisbau diente immer wieder als Zuführungsort für unbotmäßige Jugendliche. Wer die Insignien westlicher Jugendmusikkultur von rock´n roll über pop und blues bis hin zum punk zu deutlich zur Schau stellte, sah die Zellen der Keibelstraße bald von innen. Von dort ging es ofmals direkt in die Arbeitserziehungskommandos. Verhört wurden in der Keibelstraße auch die vorwiegend jungen Menschen, die gegen den Einmarsch in die Tschechoslowakei 1968 oder den Wahlbetrug 1989 protestierten.

Ein Ort also, an dem – wie die Robert-Havemann-Gesellschaft schon seit Jahren fordert – die unmittelbaren Repressionen nacherlebt werden können, die den öffentlichen Protesten auf dem Fuße folgten. Also: Bitte keine „Filme über den DDR-Alltag, den Aufstand vom 17. Juni 1953 oder den Mauerbau“. Zeitzeugenberichte von damaligen jugendlichen Untersuchungeshäftlingen gibt es genügend. Sie können erzählen, wie sich eine tagelange Isolationshaft für einen 16-Jährigen anfühlt. Ein Konzept muss her, das keine Kopie vorhandener Gedenkstätten darstellt, sondern die Spezifika unmittelbaren Repression herausarbeitet.

Presse: Berliner Kurier